Morgen beginnt nicht nur der Mobile World Congress (MWC 2016) im warmen Barcelona – auch die Formel 1 startet dort mit den Testfahrten offiziell in die neue Saison 2016. Microsoft wird dabei wieder eine zentrale Rolle spielen:
Seit 2012 ist man Partner des im letzten Jahr durch Renault übernommenen Lotus-Formel-1-Teams und unterstützt den Rennstall mit „Microsoft Dynamics“ bei der zentralen Verwaltung und Übermittlung der ganzen anfallenden Daten – konkret will man damit beispielsweise die Effizienz und Zusammenarbeit von Aerodynamikern, Konstrukteuren, Zeichnern, Einkäufern, der Produktion und anderen Abteilungen steigern. Immerhin beschäftigt man in Enstone (Großbritannien) etwa 500 Mitarbeiter.
Trotz der Übernahme des Lotus-Teams durch Renault wird Microsoft übrigens auch weiterhin als Technologiepartner und Sponsor auftreten. Die großen bunten Lumia-Logos sind auf dem 2016er Renault dennoch wieder verschwunden; der große „Microsoft Dynamics“-Schriftzug am Heckflügel und die kleine Office-365-Werbung an den Seitenkästen bleiben aber weiterhin sichtbar.
Zudem ist Microsoft ein persönlicher Sponsor von Haas-Fahrer Grosjean: Er muss dann auf Twitter regelmäßig Werbung für die tote Lumia-Sparte machen.
Was aber viele abgesehen von der Renault-Partnerschaft nicht wissen: Ohne Microsoft würde in der Formel 1 gar nichts laufen. Zusammen mit McLaren Electronic Systems (MES) – einer Tochterfirma des gleichnamigen Rennstalls – und Freescale – einem amerikanischen Halbleiterhersteller – stellt man die Einheitselektronik (ECU) für alle Teams bereit.
Um zu verstehen, was es damit auf sich hat, müssen wir einige Jahre in die Vergangenheit blicken: In den 2000er-Jahren überschatteten zahlreiche Skandale die Formel 1 und auch Dinge wie die Traktionskontrolle waren zeitweise noch erlaubt. Jeder hatte sein eigenes Steuergerät im Auto und keiner konnte mehr den anderen kontrollieren: Es kam zu gegenseitigen Verdächtigungen wegen vermeintlich illegal genutzter Technik. Um mögliche Schummeleien zu verhindern, setzt man seit 2008 daher jene Einheits-ECU ein, die im Rahmen des neue Motorenformats 2014 nochmals technisch überarbeitet wurde.
Diese kleine Box steuert unter anderem den Motor (Drehzahl, Benzingemisch etc.), das Getriebe, die Überholhilfe DRS, Telemetrie und Funk (beides verschlüsselt) sowie mittlerweile auch das ERS mitsamt Elektromotoren. Für die softwareseitige Infrastruktur im Hintergrund sorgt hier nun wieder Microsoft: Die Daten müssen schließlich irgendwie übermittelt, verwaltet und ausgewertet werden. Immerhin wollen die Teams an der Rennstrecke und gleichzeitig in der Zentrale „Live-Analysen“ durchführen können während die Autos auf der Strecke sind – man spricht hier etwa von über 100 Gigabyte Daten am Rennwochenende pro Team (ohne die Daten der Kameras).
In der dafür notwendigen Cloud laufen dann Microsoft SQL Server-Systeme und auf den Arbeitscomputern ein „normales“ Windows mit Spezialprogrammen aber beispielsweise auch Excel. Damit ist Microsoft einer der wichtigsten Ausrüster der Formel, obwohl der Laie davon nicht viel mitbekommt. Andererseits würde sich ohne Microsoft kein Rad drehen.
Wer da was steuert oder macht, das ist mir völlig wurscht. Der Vettel soll endlich wieder Weltmeister werden! Wenn er dazu ein kleines Schildchen wo pappen hat, ist das geduldet, grins:
„Andererseits würde sich ohne Microsoft kein Rad drehen.“ – So, so – die sind schon Rennen gefahren, als der Gates noch gar nicht geboren war…