Xming – eine Zusammensetzung aus Appotronics und Xiaomi und nicht zu verwechseln mit der X-Server-Implementierung für Windows mit demselben Namen – bietet mit dem Episode One einen günstigen Full-HD-Beamer für gemütliche Leinwandabende mit Filmen oder Slideshows an. Mit integriertem Google TV (basierend auf Android) steht damit eine breite Welt an Streamingdiensten und Abspielmöglichkeiten zur Verfügung.
Damit ist der Episode One der günstige Gegenpol zum höher ausgestatteten Page One. Doch was bekommt man zur unverbindlichen Preisempfehlung von 299 Euro alles geboten? Uns wurde ein Testexemplar zugeschickt und wir haben mal draufgeschaut (in einem Beamer reinschauen wäre ungesund für die Augen).
Episode One: Die kleine Bedrohung?
Der quadratisch-praktische Karton des Episode One kommt in schlichten Schwarz-Orange-Tönen daher. Ein paar Features werden angedeutet, großes Marketing-Blabla gibt es hier allerdings nicht. „Brighten your vision, light up your life“ soll dem Käufer den Eindruck vermitteln, dass dieses Gerät unser Leben erleuchten könnte.
Im Inneren wartet der gut gepolsterte Beamer, auf dem ein Garantiehinweis und die 33-seitige Anleitung liegen. Die Anleitung erklärt die wesentlichen Basics auf Englisch und Chinesisch. In einem Extrakarton liegt das 65-Watt-Netzteil, ein Kaltgerätekabel und die in Plastik eingehüllte Fernbedienung, die zwei AAA-Batterien benötigt. Diese müssen allerdings eigenständig angeschafft werden, Xming liefert keine mit.
Unfassbar kompakt fällt der Beamer mit seinen zirka 12,2 x 13,7 x 17,4 Zentimetern nicht aus, gilt in dieser Geräteklasse jedoch als verhältnismäßig klein. Mit 1273 Gramm Gewicht ist der Episode One wahrlich kein Schwergewicht. Ausstellfüße vermisst man hier, dennoch gewährt der Tripod-Anschluss unten eine Befestigung an einem Stativ.
Vorgang Eins: Auf den Schirm!

Der Episode One kann ein 40 bis 120 Zoll großes Bild projizieren und stellt die Inhalte der Projektion in nativer Full-HD-Auflösung (1920×1080 Pixel) dar. Xming vermarket das Gerät allerdings mit einer 4K-Unterstützung. Beim Erstbetrieb leuchtet auf der Rückseite das Xming-Logo auf und pulsiert während des Startvorgangs, ehe es dann komplett ausbleibt.
Dauerhaft im Betrieb präsent bleibt neben dem projizierten Bild auch der Lüfter, der aus den orangefarbenen Luftauslässen links die von rechts oder hinten angezogene Luft ausbläst. Bei einer Innenraumtemperatur von zirka 23-25°C war dieser mit ungefähr 48 Dezibel überaus wahrnehmbar, sofern man sich nicht auf die Streaminginhalte konzentrieren konnte.
Zu Beginn wird ein Google-Account verlangt. Die Anmeldung kann entweder komplett über den Beamer oder mithilfe eines Smartphones erfolgen. Zwar erwarten einem zahlreiche Optionsanfragen, dennoch war die Einrichtung mithilfe eines Android-Telefons überaus bequem, auch wenn die sich über 30 Minuten gezogen hat. Man kann sich zudem zwischen dem vollständigen „Google TV“ und dem eingeschränkteren „Basic TV“ entscheiden. Am Ende wartet eine Android-TV-Oberfläche in der Version 11 darauf, ausgiebig genutzt zu werden.
Beam me up, Xming!
Xming bewirbt bei seinem Episode One die automatischen Bildeinstellungen. Nicht nur wird das Bild automatisch fokussiert, es wird auch noch automatisch in der Größe angepasst. Gerade, wenn nicht viel Fläche zum Projizieren zur Verfügung stand, funktionierte das nicht 100-prozentig optimal, aber es ist schon eine kleine Hilfestellung. Die Korrektur sprang jedes Mal an, sobald der Beamer kräftig bewegt wurde.
Android TV braucht zu Beginn eine gewisse Bedenkzeit, bis es sich vernünftig bedienen lässt. Kein Wunder, kommt das Gerät auch nur mit zwei Gigabyte Arbeitsspeicher und 16 Gigabyte Speicherplatz. Aber auch die Medienwiedergabe über die Apps, sei es über Tagesschau oder über Youtube, fühlt sich nicht durchgehend rund an. Es gibt einige Denkpausen und bei Videos mit hoher Qualität ganz selten Ladehänger trotz guter Internetleitung. Das alles allerdings im vertretbaren Rahmen.
Was nicht ganz überzeugen kann, ist die Qualität der Stereo-Lautsprecher, die je drei Watt leisten. Stimmen sind zwar klar zu verstehen und die Lautstärke geht in Ordnung, aber es fehlt an kräftigen Tiefen und allgemein klingen die Töne daraus etwas blechern. Abhilfe kann man sich mit externen Lautsprechern beschaffen, die entweder mit einem 3,5-Millimeter-Klinkenstecker an der Rückseite oder kabellos über Bluetooth 5.2 verbunden werden.
Für das volle Kinoerlebnis braucht es entweder den späten Abend oder einen sehr gut abgedunkelten Raum. Sonst sieht man selbst bei voller Helligkeit kaum was an der Wand. Dafür gehen die Farben und die Schärfe durchaus in Ordnung. Wer nicht unbedingt seine Sachen über Google TV schauen möchte, schließt am HDMI-Stecker externe Quellen wie Spielkonsole oder Computer an. Am GPD Pocket 3 wurde eine Auflösung von 2288 x 1430 Pixel erkannt, empfohlen werden jedoch 1920 x 1080 Pixel. Jegliche am Episode One angeschlossenen Audiogeräte werden dann mitgenutzt.
Externe Inhalte können über Speichermedien am USB-Anschluss betrachtet werden, jedoch nur in USB-2.0-Geschwindigkeit. Heißt bei vielen Inhalten kann der Scan etwas lange dauern. Zum Abspielen sind dann auch weitere Apps notwendig, die selbst Google TV augenscheinlich nicht mitliefert. Videos konnten etwa mit dem VLC-Player problemlos abgespielt werden.
Die Fernbedienung besteht komplett aus Plastik und hat nicht unbedingt die ansehnlichste Haptik. Die Knöpfe bedienen sich allerdings hervorragend und die Bedienung damit stellt keinerlei Fragen. Zudem können Youtube und Netflix direkt abgerufen werden. Das Mikrofon in der Fernbedienung hat die Hey-Google-Befehle klar, deutlich und ohne irgendwelche Fehler verstanden.
Fazit: Eins feines Intermezzo!

Xmings kompakter Beamer für gemütliche Filmabende an der Leinwand macht für seine unverbindliche Preisempfehlung von 299 Euro eine angenehme Figur. Die Bedienung ist kinderleicht, die automatische Ausrichtung des Bilds ist eine gute Hilfe und die reine Medienwiedergabe – sei es von lokalen Dateien oder von Streaming-Inhalten – erfolgt ohne große Komplikationen.
Dem gegenüber stehen jedoch eine teils zähe Bedienführung durch das System, der geringen Helligkeit von 150 ISO-Lumen, den mittelmäßigen internen Lautsprechern und dem permanent laufenden Lüfter. Nachteile, mit denen man aufgrund des Preises durchaus leben könnte.
Der Beamer begnügt sich mit dem mitgelieferten 65-Watt-Netzteil mit zirka 54 bis 60 Watt Stromverbrauch. Im Standby-Betrieb werden nur zirka 0,2 bis 0,3 Watt verbraucht. Das ist für die Größe vollkommen okay.
Offiziell hat Xming keinen eigenen Shop, bietet seinen Beamer allerdings über Formovie zu einem Preis von 199 Euro an. Dazu wird noch ein Projector Stand im Wert von 30 Euro mitgeliefert, der mit dem Tripod-Anschluss des Episode One verbunden wird und auch ohne den Einsatz eines Kamerastativs ein paar Winkel erlaubt. Zu dem Preis bekommt man einen grundsoliden Beamer, sofern man seine Ansprüche an die Technik nicht allzu sehr hochschraubt.