Ein Jahr MacBook Air M1 – Der flotte Apfel

Dies ist ein Gastbeitrag von Kevin Puschak (kepuexe). Vielen Dank dafür!

macOS auf einem regelmäßig eingesetztem Gerät blieb mir lange Zeit verwehrt. Bis ich mir ein Angebot für das weiterhin günstigste MacBook von Apple angetan habe, welches den beachtenswerten M1-SoC beherbergt. Wie sieht meine Meinung nach einem Jahr Besitztum aus?

Apples Umstieg auf die firmeneigene Arm-Architektur sorgte im Jahr 2020 für viel Aufsehen. So viel Leistung bei gleichzeitig viel Energieeffizienz war eine positive Überraschung. Weg von Intel, hin zu System-on-Chips, die simpel M1 genannt werden. Das Debüt wurde mit dem MacBook Air M1 gefeiert, welches am 10. November 2020 vorgestellt wurde. Und die Preise waren sogar niedriger als die im selben Jahr veröffentlichten Intel-Modelle.

Zum Zeitpunkt des Artikels wird das Basismodell mit sieben CPU-, acht GPU-Kernen, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte Speicherplatz nach wie vor offiziell angeboten und produziert. Apple hat hier ein Erfolgsmodell unters Volk gebracht. Kein Wunder, ist es inzwischen für Preise unter 900 Euro erhältlich. Und da habe ich zugeschlagen.

Eine Welt außerhalb von Fenstern und Pinguinen

Seit den 1990er Jahren bin ich Windows-Nutzer und habe mir schon so gut wie sämtliche Consumer-Versionen angetan. Seit dem Release von Windows 11 sinkt allerdings die Freude an dem marktführenden System kontinuierlich. Da tat der Ausflug ins Linux-Universum schon ganz gut, gibt es doch zahlreiche Distributionen und viele Einstellungsmöglichkeiten. Sobald ich mir einen „neuen“ Zweitrechner zugelegt habe, bekam dieser automatisch ein auf Debian basierendes Linux. Für Alltagsaufgaben vollkommen ausreichend und zudem sehr schlank aufgebaut.

Doch das Betriebssystem der Firma mit dem angebissenem Apfel blieb mir bisher grundsätzlich verwehrt. Klar, die Hardware ist hochpreisig, egal ob gebraucht oder zur unverbindlichen Preisempfehlung. Und selbst so ein Hackintosh, welches mit Glück ein Mac OS auf einem handelsüblichen Windows-Rechner zauberte, konnte auch nicht immer rund laufen.

Im frisch gestarteten Jahr 2023 grinste mich ein Deal beim Händler Otto an: ein Apple MacBook Air M1 in der Basiskonfiguration für unter 900 Euro. Zu der Zeit ein hervorragender Preis für immer noch aktuelle Apple-Hardware und für eine Konfiguration, die für Alltagsaufgaben weiterhin tauglich ist. Zusammen mit einem Jahr Microsoft 365 Single landet es in meinem Warenkorb. Viele Wochen Wartezeit verging, doch am 28. Januar 2023 traf es bei mir ein und es ging ans Einrichten.

Der erste aktuelle Apfelrechner

Das Notebook und das 30-Watt-Netzteil mit USB-C ausgepackt, geht es ans Einrichten. Da ich mit Apple-Kabeln bisher keine so tolle Erfahrung gemacht habe, kommt ein weißes USB-C-Kabel eines Drittherstellers zum Einsatz. Das MacBook begrüßt den Nutzer direkt mit einem Einrichtungsassistenten, der ohne großartiges Fragestellen flott abgeschlossen wird.

Das Aluminium-Gehäuse des Notebooks gefiel mir außerordentlich gut. Selbst wenn es mittlerweile sowohl oben als auch unten durch Plastikhüllen vor Kratzern geschützt wird, fühlt es sich wahnsinnig gut an. Bisher war ich etwa nur die Magnesium-Gehäuse der etwas höherpreisigen ThinkPad-Modelle gewohnt, weshalb ich mich daran gewöhnen musste, bei kalten Tagen meine Handgelenke auf kaltem Aluminium abstützen zu müssen.

Das 13,3“ große und scharfe IPS-Display zeigt kräftige Farben und ist mit 400nits ordentlich hell. So eine hohe Helligkeit war bei mir bisher nicht vonnöten, aber die Reserven begrüßt man durchaus. Zwar unterstützt das 16:10-Display eine Auflösung von 2560×1600 Pixeln, was bei der Bearbeitung von Dokumenten zugute kommt, jedoch werden nur Auflösungen darunter angeboten. Nativ braucht man für die Darstellung eine Lupe, im Auslieferungszustand ist sogar die Auflösung von 1440×900 Pixel Standard. Zufrieden stellte mich die Option „Mehr Fläche“, die die mir damals vertraute Auflösung von 1680×1050 Pixel darstellt. Ähnlich schön fand ich das Full-HD-Display des Dell Latitude 7390, welches ich Monate zuvor hatte.

Was für einige empfindliche Ohren überaus erfreulich sein dürfte: das MacBook Air M1 hat keine Lüfter. Die gesamte Technik wird passiv gekühlt. Bei Arm-Technologie ist das seit Jahren sowieso ein relativ gewohntes Bild, selbst wenn Apple bei den neueren MacBook-Modellen inzwischen wieder Lüfter verbaut. Dennoch habe ich es nie hinbekommen, die Temperaturen der Hardware in unangenehme Bereiche zu drängen.

Im Alltag

Ein neuer Tag bricht an und direkt mit dem Aufklappen des MacBooks ertönt die bekannte Melodie des Betriebssystems macOS. Und danach dauert es nicht lange, bis man vom Login-Bildschirm begrüßt wird. So ein flottes Hochfahren habe ich bisher bei keinen meiner bisherigen eher älteren Apple-Computer erlebt. Allgemein ist die Performance des M1 für Alltagsaufgaben erfreulich hoch. Browser starten, Dokumente bearbeiten, Konferenzen halten, alles überhaupt kein Problem für das SoC.

Das Tippen auf der Tastatur mit stufenlos einstellbarer Hintergrundbeleuchtung verursacht nach einer gewissen Eingewöhnungszeit große Freude. Apple ist hier zu den Scissor Switches zurückgerudert und das erfreut die Finger beim Tippen. Der Hub ist zwar nicht unfassbar groß, dennoch tut das der Tippgeschwindigkeit absolut keinen Abbruch. Gewöhnungsbedürftig sind da für Windows- und Linux-Nutzer eher die eigenwilligen Tastenpositionen und -kombinationen. Viele Befehle werden mit der Command-Taste ausgeführt; manche Zeichen erreicht man eher durch die Option-Taste. Es hat etwas gebraucht, bis ich realisiert habe, dass ich mit Fn und der Löschentaste eine Entfernen-Taste simulieren kann. Passende Lektüre war für mich Pflicht.

Weniger Fragen stellt da eher das große Touchpad. Ich bin nach wie vor kein Freund von Touchpads und gerade bei Bildbearbeitungen greife ich weiterhin zur Maus, aber es ist das bisher beste Touchpad, was ich je bedienen durfte. An jeder Ecke kann ein Mausklick ausgelöst werden, was durch das Vibrationsfeedback anfühlt, als würde man das Touchpad runterdrücken. Die verschiedenen möglichen Multitouch-Gesten gelingen mir jedoch nicht immer. Ist vielleicht Übungssache.

Zur Entspannung guckt man sich auch gerne mal Youtube-Videos auf dem Notebook an. 4K60-Videos händelt der M1, als wäre es das normalste auf der Welt. Auch, wenn ich überwiegend nur Firefox für macOS dafür verwendet habe, weshalb ich keinerlei Aussagen treffen kann, wie Apples eigener Browser Safari auf dem Notebook läuft. Die Stereo-Lautsprecher neben dem Notebook haben mich echt verblüfft. Wie kann aus so einem Teil bitte so ein tiefer, vernünftiger und klarer Sound rauskommen? Da verzichtet man gerne auf zusätzliche Lautsprecher.

Solange keine unfassbar aufwendigen Programme ausgeführt oder ein weiterer Monitor angeschlossen wird, sind anderthalb oder gar zwei Arbeitstage mit dem Akku kein Problem. Beim Aufladen von 20 auf 80% benötigt das beiliegende USB-C-Netzteil mit einer Stunde und 15 Minuten auch nicht unfassbar lange. Doof nur, dass dafür einer der beiden USB-C-Anschlüsse belegt werden muss.

Nette Spielereien

Mithilfe von Sidecar kann ein iPad als Zweitmonitor fungieren.

Der App Store findet sich auch in macOS wieder. Neben Applikationen für dieses System können dank des M1 auch iPhone- oder iPad-Apps installiert werden. Zwar ist die Darstellung nicht immer ganz optimal, dennoch kann die Performance darauf insgesamt überzeugen. In der gesamten Zeit habe ich es mal gewagt, Minecraft zu installieren. Es lief nicht durchgehend rund, aber für das System immer noch ganz okay. Apples Pläne, im Spielemarkt Fuß fassen zu wollen, könnte mit den nachkommenden Generationen der Silicon-Prozessoren womöglich Chancen bieten.

Apples eigener Funkübertragungsdienst Sidecar erlaubt in Kombination mit anderen Geräten der Firma eine überaus komfortable Datenübertragung. Damit klappt etwa der Austausch von Dateien problemlos. Das iPhone kann als Webcam genutzt werden, während das iPad als Zweitbildschirm verwendet werden kann.

Negativpunkte

Bei aller Freude gibt es auch weniger gute Punkte. Angeschnitten wurde schon mal die Umgewöhnung an das Betriebssystem. Für einen Erstnutzer mag das weniger ein Problem darstellen, doch für Umsteiger braucht es eine gewisse Zeit, bis man mit einigen Eigenheiten wie das Installieren von Applikationen oder der fehlende vollständige Support für NTFS-Partitionen klarkommt. Letzteres lässt sich mit FAT32 oder exFAT umgehen. Aber gut, die Microsoft-Konkurrenz kommt mit APFS-Dateisystemen von Apple wiederum nicht klar.

Zwar ist es durchaus bequem, dass sich das MacBook bei jeder Gelegenheit einschaltet, dennoch ist das in manchen Gegebenheiten nicht gewünscht. Es sind tiefe Eingriffe ins System notwendig, um etwa das Verhalten zu deaktivieren, dass das System beim Öffnen des Deckels hochgefahren wird. Manchmal notwendige Reinigungs- oder Wartungszwecke werden damit erschwert. Ebenso ein Indikator, ob das Notebook nun im Standby oder im heruntergefahrenen Zustand ist, wäre bei dem Verhalten nicht schlecht gewesen.

Die Auswahl an Anschlüssen schreit nach Adaptern.

Die Anzahl der Anschlüsse kriegt von mir die stärkste Kritik ab. Zwei USB-C-Anschlüsse und ein 3,5mm-Klinkenanschluss sind schlichtweg zu wenig. Mit dem Netzteil fällt ein USB-C-Anschluss komplett weg. Man kann das Problem zwar mit Port-Replikatoren umgehen, jedoch sollte man davon absehen, das Notebook über den Power-Delivery-Anschluss zu laden. Das hat laut einigen Nutzern – zumindest damals – schon zu erheblichen Problemen geführt. Diese „Anschlussvielfalt“ zwang mich schon zum Kauf des 25 Euro teuren USB-Adapters mit USB-A-Anschluss.

Die Preise sind bei Apple-Produkten ein regelmäßiger Grund, Kritik zu äußern. Klar, die Geräte sind technisch beeindruckend, doch hier zahlt man überwiegend für die Marke. Der Kauf von Adaptern wird hier vonnöten sein und die Upgrades geben schon Anlass, zur nächstgrößeren Gerätekategorie zu schauen.

Das iPhone hat inzwischen eines der besten Kameras auf dem Smartphone-Markt. Inzwischen können auch deren Frontkameras überzeugen. Warum es eines dieser tollen Kameras nicht ins MacBook geschafft haben, ist mir ein Rätsel. Denn die 720p-Webcam über dem Display ist absolut nicht mehr zeitgemäß und genügt lediglich dem Zweck, überhaupt für Konferenzen eine Kamera zu haben.

Mein Fazit: sehr tolles, aber teures Produkt

Mein erster richtiger Apple-Rechner ist definitiv ein super Einstieg in die Welt der Macs. Deren gewöhnungsbedürftiges und geschlossenes Unix-System lässt sich nach einer gewissen Zeit ganz gut bedienen. Für Alltagsaufgaben ist die bis heute immer noch erhältliche Basiskonfiguration vollkommen ausreichend. Zwar kann man acht Gigabyte Arbeitsspeicher nicht mit der selben Menge im x86-Bereich vergleichen, die Zukunft für diese Menge ist definitiv ungewiss.

Mit einem tollen Display, einer tippfreudigen Tastatur, guten Lautsprechern und einer ausdauernden Batterie machen die Arbeiten an dem MacBook auch im Jahr 2024 immer noch Spaß und es fühlt sich selbst mit dem aktuellsten macOS (Sonoma 14.3.1) nach wie vor nicht lahm an. Jegliche Aufgaben werden mit angenehmen Geschwindigkeiten ausgeführt. Einzig bei der Bildbearbeitung mit Gimp kommt das System an seine Grenzen.

Sieht man von dem verhältnismäßig hohen Preis und der geringen Anschlussvielfalt hinweg, die mit Adaptern ausgeglichen werden muss, wird hier ein wunderbarer Einstieg in die Arbeit mit macOS angeboten. Ich persönlich bin allerdings gespannt, wann es mich zu der Pro-Reihe hinzieht, bei dem mir ausgerechnet die Anschlussvielfalt eher anspricht.

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7 Kommentare zu “Ein Jahr MacBook Air M1 – Der flotte Apfel

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