Anycubic Kobra S1 Combo im Test – solider 3D-Drucker mit Kinderkrankheiten

Mit dem Kobra S1 Combo bringt Anycubic eine neue Generation seiner beliebten Druckerserie auf den Markt. Das Gerät kombiniert den kompakten CoreXY-Drucker Kobra S1 mit dem automatischen Materialsystem ACE Pro. Der Drucker arbeitet mit einem Bauvolumen von 250 × 250 × 250 Millimetern und nutzt das FDM-Verfahren mit einem maximalen Düsentemperaturbereich von bis zu 320 °C. Das Druckbett aus magnetischem PEI-Federstahl lässt sich auf bis zu 120 °C aufheizen. Zusammen mit der präzisen CoreXY-Kinematik verspricht das System eine hohe Wiederholgenauigkeit und saubere Oberflächen.

Aufbau und erster Eindruck

Der Aufbau gelingt Anycubic-typisch unkompliziert. Nach etwa 20 Minuten war das Gerät betriebsbereit. Der Rahmen ist stabil verschraubt, die Achsen laufen spielfrei, und auch die Kabelwege sind sauber verlegt.
Das ACE-Pro-System wird über eine separate Verbindungsplatine angeschlossen, die für die Kommunikation zwischen Drucker und Filament-Hub zuständig ist. Damit erkennt das System selbstständig, welches Material aktiv ist und wo welches Filament geladen wurde.

Anycubic Kobra S1 mit ACE-Pro-System im Praxiseinsatz – kompakter CoreXY-Drucker mit automatischer Materialzufuhr und integrierter Filamenttrocknung. Foto: Deskmodder

Ein echtes Highlight ist die integrierte Filamenttrocknung im ACE Pro, die das Material bei Bedarf auf bis zu 55 °C erwärmt. Dadurch bleiben PLA, PETG oder auch TPU länger druckfähig und nehmen weniger Feuchtigkeit auf. Besonders bei hygroskopischen Materialien ist das ein praktisches Feature, das den Wartungsaufwand spürbar reduziert.

Defekte Platine und häufiger ACE-2-Fehler

Beim Testgerät zeigte sich gleich zu Beginn ein Problem: Die Verbindungsplatine des ACE Pro war ab Werk defekt und wurde vom Drucker fälschlicherweise als ACE 2 erkannt – obwohl nur ein ACE Pro angeschlossen war. Damit war die automatische Materialverwaltung zunächst nicht nutzbar. Nach Recherchen in einschlägigen 3D-Druck-Communities zeigte sich, dass dieser ACE-2-Fehler kein Einzelfall ist. Mehrere Nutzer berichten von ähnlichen Problemen direkt nach der Inbetriebnahme oder nach Firmware-Updates. Der Anycubic-Support reagierte jedoch schnell und zuverlässig: Bereits wenige Tage später traf eine Ersatzplatine ein. Nach dem Austausch funktionierte die Kommunikation fehlerfrei, und das Filamentsystem arbeitete stabil.

Testassistentin Betty auf dem Anycubic ACE Pro – das Filamentsystem zeigte sich im Alltagstest selbst unter neugieriger Aufsicht standfest. Foto: Deskmodder

Filamentbruch und erneuter Austausch

Im weiteren Verlauf kam es zu einem weiteren Ausfall: Durch einen Filamentbruch im Pufferbereich wurde die Platine zur Erkennung von Filamentverwicklungen beschädigt. Auch hier stellte der Support kurzfristig Ersatz bereit. Seit dem zweiten Austausch arbeitet das Gesamtsystem zuverlässig – auch bei langen Druckjobs mit häufigen Materialwechseln.

Druckqualität, Materialien und Alltagseindruck

Sobald der Kobra S1 läuft, überzeugt er mit präziser Druckqualität und sauberer Schichthaftung. Die automatische Kalibrierung arbeitet zuverlässig, und die CoreXY-Mechanik sorgt für präzise Bewegungen. Im Test ließen sich PLA und PETG mit hervorragender Haftung drucken. Nach dem Abkühlen lösten sich die Druckteile nahezu von selbst – ein deutlicher Fortschritt gegenüber älteren Anycubic-Modellen. Der Bauraum des Kobra S1 ist geschlossen, verfügt aber über keine aktive Heizung. Das erschwert Drucke mit ASA oder ABS, da ohne konstante Temperatur größere Bauteile zum Verzug neigen.

Der Anycubic Kobra S1 im Testdruck mit PETG – saubere Schichthaftung und präzise Kanten auf der strukturierten PEI-Druckplatte. Foto: Deskmodder

Während kleinere Objekte gut gelingen, profitieren Nutzer anspruchsvollerer Materialien klar von einem Gerät mit aktiv beheizter Kammer – wie etwa dem Creality K2 Pro, der jedoch in einer höheren Preisklasse liegt. Das serienmäßige Hotend zeigte auch nach über 230 Stunden Druckzeit keine Anzeichen von Verschleiß.

Software, Slicer und Bedienung

Als Software kommt der neue Anycubic Slicer Next zum Einsatz. Die Benutzeroberfläche wurde überarbeitet, bietet eine schnellere Druckvorschau und eine deutlich verbesserte Materialverwaltung. Das Zusammenspiel zwischen Drucker und Slicer funktionierte reibungslos: Filamentwechsel wurden korrekt erkannt, und die aktive Trocknung des ACE Pro ließ sich direkt über das Interface steuern.

Anycubic liefert vorkonfigurierte Profile für PLA, PETG und TPU mit. Lediglich bei flexiblen Materialien mussten die Retract-Werte leicht angepasst werden. Die Verbindung erfolgt wahlweise über WLAN oder über die Anycubic-Cloud. Eine LAN-Buchse fehlt, was den Einsatz in geschlossenen Netzwerken einschränkt. Modding oder alternative Firmware wurden im Test nicht verwendet – das System lief über die gesamte Testdauer stabil mit der Originalsoftware.

TPU und alternative Zuführung

Für flexibles Filament wie TPU ist der Materialweg des ACE Pro etwas zu lang. Das kann bei bestimmten Spulen zu Reibung führen. Für diesen Fall habe ich einen alternativen Spulenhalter aus ASA installiert, der die direkte Filamentzufuhr ermöglicht: Dieser Mod verbessert die Zufuhr deutlich, erfordert keine Änderungen an der Elektronik und lässt sich in wenigen Minuten montieren.

Langzeiterfahrung im Testbetrieb

Während der Testphase lief der Anycubic Kobra S1 über 230 Stunden und 20 Minuten mit über 300 einzelnen Druckaufträgen. Dabei verdruckte ich insgesamt rund 5 Kilogramm Filament – überwiegend PLA+ und PETG. Besonders positiv fiel auf, dass die automatische Kalibrierung über den gesamten Zeitraum präzise blieb und kein manuelles Nachjustieren notwendig war. Auch die Lüftergeräusche bleiben im Rahmen: Das Gerät ist im Betrieb hörbar, aber nicht störend – die ACE-Pro-Trocknung erzeugt dabei ein leichtes Surren, das im Alltag aber zumindest mir kaum noch auffällt.

Im Verlauf der Testreihe wurde zudem deutlich, dass Anycubic die anfänglichen Probleme mit dem Hotend, die in frühen Revisionen des Kobra S1 auftraten, inzwischen vollständig behoben hat. In einigen Produktionschargen konnte sich das Hotend lösen, was in einzelnen Fällen sogar zu Beschädigungen an der Druckplatte führte. Beim aktuellen Testgerät zeigte sich dieses Verhalten jedoch nicht mehr. Das Hotend sitzt stabil, hält auch bei höheren Temperaturen zuverlässig seine Position und arbeitet konstant präzise – ein klarer Hinweis darauf, dass Anycubic die Schwachstelle inzwischen beseitigt hat.

Frühe Revision des Kobra S1: Ein gelöstes Hotend führte bei diesem Modell zu Schäden an der Druckplatte und am Druckkopf – beim Testgerät trat dieser Fehler nicht mehr auf. Foto: Deskmodder / Community

Fazit – viel Komfort, kleine Schwächen und starker Preisvorteil

Der Anycubic Kobra S1 zeigt eindrucksvoll, wie viel Automatisierung heute im kompakten Desktop-3D-Druck möglich ist.
Die Kombination aus präziser CoreXY-Mechanik, automatischem Filamentwechsel und integrierter Filamenttrocknung macht ihn zu einem sehr vielseitigen Gerät für ambitionierte Maker.

Die anfänglichen Elektronikprobleme sind unschön, wurden aber durch den schnellen Support zuverlässig behoben. Wer regelmäßig mit mehreren Materialien arbeitet, profitiert klar von der ACE-Pro-Kombination, die – mit zwei Einheiten – bis zu acht Filamente gleichzeitig verwalten kann. Für ASA- oder ABS-Drucke fehlt dem Gerät allerdings die aktive Kammerheizung. Mit einem aktuellen Preis von 459 Euro bei Geekbuying liegt der Kobra S1 deutlich unter dem ursprünglichen Listenpreis von 698,99 Euro und bietet damit ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Anycubic Kobra S1 Combo im Test – solider 3D-Drucker mit Kinderkrankheiten
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