QIDI Plus 4 3D-Drucker ausprobiert

In den letzten 1-2 Jahren haben wir bereits mehrere 3D-Drucker von Qidi im Blog zum Kurztest gehabt. Qidi ist eine Marke aus China, die es mit den Platzhirschen von Bambulab aufnehmen will und demzufolge ein Rundum-Sorglos-Paket auch für absolute Einsteiger in die Welt des 3D-Drucks anbieten will. Nun hatte ich die Gelegenheit, den neuen Qidi Plus 4 einmal auszuprobieren.

Seit mehreren Jahren besitze ich selbst einen kleinen, aber feinen 3D-Drucker für damals rund 150 Euro von Anycubic, mit dem ich regelmäßig kleinere Projekte umgesetzt habe – seien es praktische Halterungen und Gehäuse, Geschenke, Rätselboxen oder auch einfach nur Quatsch. Deswegen habe ich durchaus eine gewisse Erfahrung mit dem Thema 3D-Druck, bin aber auch niemand, der sich übermäßig in das Thema hineingesteigert hat.

Allgemeine Specs und Unboxing

  • Druckgröße (BTH): 305 × 305 × 280 mm
  • Abmessungen des Druckers: 505 × 487 × 550 mm
  • Nettogewicht: 27 Kilogramm
  • Temperatur Druckbett (6 mm Aluminium): bis zu 120 °C
  • Temperatur des Druckkopfs: bis zu 370 °C
  • Temperatur im Druckraum (teilweise gedämmt): bis zu 65 °C
  • Verbindungsmöglichkeiten: WLAN (2.4G), Ethernet, USB
  • Kamera: Kamera mit niedriger Bildrate (bis zu 1080P), Zeitrafferaufnahmen unterstützt

Wenn man sich den neuen Qidi-Drucker bestellt, dann muss man sich zunächst einmal das Gewicht bewusst machen. Der Karton wiegt über 30 Kilogramm und der Drucker selbst wird mit 27 Kilogramm angegeben. Spricht dafür, dass das alles solide gebaut ist, aber muss man auch erstmal durch die Gegend wuchten (also durch die eigenen vier Wände, aus der Verpackung und später an den gewünschten Aufstellort). Ein Vorteil ist, dass der Drucker bereits 2 ausziehbare Griffe an der Oberseite fest verbaut hat.

Verpackt war der Drucker allerdings tip top – der Karton war gut gepolstert (leider mit viel Kunststoff) und keines der Bauteile war irgendwie beschädigt oder verbogen.

Das Angenehme am Qidi Plus 4 ist, dass er quasi komplett vormontiert ausgeliefert wird. Man muss im Inneren nur ein paar Transportsicherungen und Kabelbinder entfernen und außen den Filamenthalter (leider direkt in Kunstoff geschraubt), den Griff für Fronttür aus Glas (!) anschrauben und das Display einstecken. Insgesamt führen die Papieranleitung und die geführte Anleitung im Display gut durch den Aufbau und das Werkzeug ist auch mitgeliefert.

Allgemeines und Nutzung des Druckers

Noch vor dem ersten Druck habe ich ein Firmwareupdate auf den Drucker gespielt – per USB-Stick. Die OTA-Updatefunktion hat erst danach funktioniert und wurde von mir auch schon erfolgreich getestet.

Danach habe ich den vorbereiteten Test-Benchy (16 Minuten) gedruckt und zum ersten Mal die echt krassen Geschwindigkeiten des Druckers kennengelernt… Der ganze Tisch hat ordentlich gewackelt und wurde dann von mir ein wenig standsicherer gemacht. Das Druckergebnis sieht man auf dem folgenden Foto:

Die eigenen Druckaufträge werden mit dem Qidi Slicer vorbereitet, der auf dem Orca Slicer basiert. Der Qidi Slicer bietet einige an den Plus 4 angepasste Profile, die besonders für die Hardware optimiert sind. Trotzdem steht es einem natürlich frei, alternative Slicer wie Cura zu verwenden, die vielleicht über andere Einstellungen verfügen oder in bestimmten Aspekten flexibler sind. Ich selbst zum Beispiel habe bisher immer nur Cura genutzt und mich für den Kurztest jetzt mal auf den Qidi Slicer eingelassen, mit dem ich übrigens keinerlei Probleme hatte.

Wenn man den Drucker dann z.B. wie ich per WLAN mit dem Netzwerk verbindet, lassen sich die Druckaufträge auch direkt an den Drucker schicken. Man muss also nicht mehr zum Drucker gehen.

Vor dem Druck führt der Plus 4 auf Wunsch eine Druckbettkalibrierung durch, damit auch alles anhaftet. Die Druckplatte und mein im Test hauptsächlich verwendetes PLA+ HS von esun haben aber stets gut zusammengespielt. Ich hatte gar keine Probleme mit der Haftung.

Toll ist auch, dass man per Fluidd-Webinterface aus dem Netzwerk (und theoretisch auch aus der Ferne) komplett auf den Drucker zugreifen und alles sehen kann. Die festverbaute Kamera lässt sich darüber auch ansteuern und der aktuelle Druck im Blick behalten. Die Qualität der Kamera ist für die Zwecke in Ordnung und es gibt eine eingebaute Zeitrafferfunktion. Die steuerbare LED-Beleuchtung des Druckers sorgt für ausreichend Licht.

Überraschend positiv war für mich das große Druckvolumen – sowohl was das Bett angeht als auch in der Höhe. Ich konnte immer alles auf einmal drucken und wegen der guten Haftung hat sich das auch nie gerächt.

Nice to have ist ein Aktivkohlefilter hinten im Drucker, der bei geschlossenem Bauraum die Luft ein wenig filtert. Grundsätzlich sollte man sich aber sowie nie während eines Drucks (egal welches Filament und welcher Drucker) im selben Raum aufhalten und stets gut lüften.

Die gehärtete Düse hat bei meinen verwendeten Filementen nur müde gelächelt – normales PLA und PETG nutzen die nicht ab. Aber theoretisch ist sie gehärtet und es lassen sich auch Filamente mit Kohlefasern etc. damit drucken.

Der Qidi Plus 4 hat auch einen auch einen integrierten Filamantcutter, -abstreifer und einen Poop Shoot. Alles Vorbereitungen für das kommende automatische System zum Filamentwechsel. Die Qidi-Box (AMS) kommt allerdings erst im ersten Quartal 2025 und konnte daher noch nicht getestet werden.

Ich könnte jetzt hier noch unzählige Testdrucke und Benchmarks durchführen. Aber da habe ich am Ende zu wenig Erfahrung mit anderen vergleichbaren Druckern, um das dann seriös einzuordnen zu können. Es gibt ganz viele Videos auf Youtube (auch auf Deutsch), die sich damit befassen. Da muss ich nicht noch unnötig Mikroplastik erzeugen. Ich bin mit der Druckqualität und vor allem mit der Geschwindigkeit rundum zufrieden. Bei einem Druck hatte ich ein wenig Ghosting, dem muss ich demnächst noch auf die Spur kommen (wahrscheinlich die Geschwindigkeit). Hier dennoch mal ein paar Fotos von Drucken mit höherer Geschwindigkeit und ein paar manuellen Anpassungen, die aber nicht unbedingt zu besserer Qualität geführt haben:

Dinge, die mir negativ aufgefallen sind

Wenn man sich ein bisschen mit einem einem Testgerät beschäftigt, dann fallen einem nach einiger Zeit allerdings in der Regel auch immer ein paar Dinge auf, die nicht ganz so gut sind und über die ich auch Qidi schon informiert habe.

So ist zum Beispiel die deutsche Übersetzung des Druckermenüs teilweise stark verbesserungswürdig. Mal als Beispiel: Aus dem englischen Menüpunkt „Doc“ wurde in der deutschen Übersetzung „Dokumentiere“ gemacht. Ich habe daher direkt wieder die englische Sprache eingestellt und mich damit besser zurechtgefunden als mit der deutschen Übersetzung. Qidi hat mir auf Nachfrage erklärt, dass man da nachbessern will. Nebenbei bemerkt: Das Display hat eine richtig gute Auflösung, sieht gut aus und der Touchscreen reagiert gut.

Der Drucker führt ja selbst eine Druckbettkalibrierung durch, die auch soweit funktioniert. Dennoch befinden sich unter den 4 Ecken des Druckbetts jeweils Schrauben zur manuellen Ausrichtung, von der man auch Gebrauch machen sollte. Allerdings sind diese Schrauben mit den Fingern so fummelig einzustellen, dass es einen schon beinahe frustriert. Man bekommt es irgendwie hin, alles gut, aber ein bisschen größer und besser zu erreichen wäre besser gewesen.

Apropos Druckbett: Das ist relativ dick und verteilt dadurch die Wärme dadurch grundsätzlich gleichmäßiger. Allerdings ist die Heizung nicht die schnellste. Bei meinen PLA-Drucken hat mich das jetzt nicht gestört. Bei Filamenten, die höhere Druckbetttemperaturen erfordern, kann das möglicherweise etwas nervig sein.

In anderen Berichten im Internet wird teilweise noch die Lüftung und Bauraumheizung kritisiert. Bei meinen Drucken und meinen Filamenten hatte ich damit aber keinerlei Probleme.

Mir selbst ist dann noch aufgefallen, dass das Toolhead minimal Spiel hat. Das ist laut Qidi so gewollt und falls es sich verschlimmern sollte, gäbe es einen Workaround mit einer Schraube, die man selbst besorgen muss und dann an eine bestimmte Stelle schrauben muss.

Bedenken sollte man gegenwärtig auch die Lieferzeiten der Ersatzteile. Aktuell werden diese in 2 bis 3 Monaten in den EU-Lagern erwartet. Wer sich direkt aus China beliefern lässt, muss den Zoll selbst abwickeln.

Fazit

Insgesamt, ja das muss man festhalten, ist der Qidi Plus4 aus meiner Perspektive ein toller 3D-Drucker. Wenn man von einem einfacheren 3D-Drucker kommt, dann ist die Geschwindigkeit überwältigend und auch die Druckergebnisse sind gut. Es ist ein Drucker, der einem durch die geschlossene Bauweise und die möglichen Temperaturen von Bett und Düse alle Möglichkeiten eröffnet. Irgendwelche Spezial-Filamente sind kein Problem und selbst wenn man sowas aktuell möglicherweise nicht braucht, hat man die Gewissheit, für die Zukunft noch „Luft“ zu haben.

Wie bereits oben erwähnt, mutet der Plus 4 gerade durch das hohe Gewicht hochwertig an. Wie robust der Drucker tatsächlich gebaut ist, vermag ich nach so wenigen Wochen im Einsatz nicht zu beurteilen.

Was mir zusätzlich dieses Mal noch aufgefallen ist, war der schnelle und unkomplizierte Kundenservice per Mail. Ich hoffe, dass das bei „normalen“ Kunden auch so ist.

Allerdings muss man mit einem 3D-Drucker am Ende des Tages immer noch etwas sinnvolles anzufangen wissen. Ein bisschen Wille, sich mit der Materie zu beschäftigen, ist auch bei so einem teuren 3D-Drucker unerlässlich.

Am Ende würde ich den Qidi Plus 4 gerne mit meinem iPad Pro von Apple vergleichen. Sind beide schon irgendwie geil, können alles und das auch noch besser als fast alle anderen Modelle. Aber doch sind es beides absolute Luxusprodukte und jeder sollte für sich entscheiden, ob er sowas wirklich braucht und sich leisten will oder ob es nicht auch ein günstigeres Modell tut. Aktuell wird der Qidi Plus 4 für 799 Euro auf Amazon und der Qidi-Webseite angeboten. Dort finden sich auch noch weitere Informationen sowie die vollständigen Spezifikationen.

QIDI Plus 4 3D-Drucker ausprobiert
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10 Kommentare zu “QIDI Plus 4 3D-Drucker ausprobiert

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