Mit Windows 10 befindet sich Microsoft auf einem guten Weg – eigentlich. Denn es gibt da noch diese ominöse Version für Tablets mit Display-Diagonalen unter acht Zoll mit ARM-Architektur. Auf denen wird nämlich weder das uns bekannte Windows 10 für Smartphones, noch das klassische Windows 10 für Desktop-PCs laufen.
WinBeta konnte jetzt durchaus besorgniserregende Screenshots einer im März kompilierten Version veröffentlichen. Was man dort sieht? Im Prinzip Windows Phone auf ein großes Display gestreckt. Anpassungen halten sich bisher noch stark in Grenzen und werden wohl auch nicht mehr kommen – schließlich soll Windows 10 ja schon im Juni fertig werden. Hoffentlich nicht!
Nächster Schock: Windows 10 für kleine Tablets kann nur Apps ausführen, die auch auf Windows Phone (inkl. Universal-Apps) laufen. Diese werden erst recht nicht an die großen Displays angepasst sein. Microsoft muss sich in dieser Geräteklasse zwingend am iPad mini messen – die Screenshots lassen aber Schlimmes erahnen. Was spricht denn dagegen, Windows RT nur ohne Desktop wieder aufleben zu lassen?
„Was spricht denn dagegen, Windows RT nur ohne Desktop wieder aufleben zu lassen?“
Das dann wieder keine klare Linie herrscht. Ich könnte mir das so vorstellen:
– ein „richtiges“, „großes“ (oder wie man das nennen mag) für Geräte, die dafür geeignet sind (wie stark, wie großes Display) meinetwegen als Core und Pro (obwohl sie das Core einfach weglassen sollten)
– ein „kleines“, „mobiles“ (oder wie man das nennen mag) für Smartphones und kleine Tablets
Wo da nun die genaue Grenze gezogen wird (stärker/größer als > „richtiges“, schwächer/kleiner als > „kleines“), müßte MS eben iwi sinnvoll/nachvollziehbar festlegen.
Das einer auf einem kleinen Smartphone/Tablet nicht alles das machen kann, wie auf einem starken PC mit mehreren Monitoren dürfte ja wohl klar sein.
Ich weiß nicht, ob eine „nur“ Zweiteilung klappt, oder ob sie doch 3 verschiedene – aber dann wird es wieder unübersichtlicher.
Die alten Herrschaften im Pflegeheim mögen zwar immer weniger wissen und mehr vergessen, aber solange nicht eine fortgeschrittene Demenz ihnen das Hirn ganz aufgeweicht hat, kann davon ausgegangen werden, dass bei ihnen das Wissen um Nutzen und Gebrauch von Fernsehen, Besteck und Kaffeemaschine sitzt. 5 Jahre nun nachdem Steve Jobs der Welt das iPad vorstellte, scheint ein beträchtlich großer Teil der Windows-Nutzer immer noch nicht begriffen zu haben, was ein Tablet ist. Wenn Apple damals lediglich einen Desktop-PC im Taschenformat vorgestellt hätte, wie es der feuchte Traum von Bill Gates stets war, so wäre dem Konzern aus Cupertino nie der große Wurf gelungen, vor dem die anderen neidisch auf die Knie fallen mussten.
Weder ist ein Tablet ein zu groß geratenes Phone, noch ein viel zu kleiner PC, sondern etwas eigenes, also eine völlig neue Geräteklasse, die ein einzigartiges Nutzererlebnis ermöglicht. Den Spießern aus der Windows-Welt war es trotzdem Anlass genug, ihre Häme über den billigen Spaß zu gießen, den ein iPad bietet, und spöttisch darauf zu verweisen, was es alles nicht kann. Wer aber begriffen hatte, dass Apples neues Gerät gar nicht alles können soll, stattdessen aber – was es soll – richtig machen muss, der hatte Spaß an dem Ding, wenn er die horrenden Preise zahlen und sich mit den Einschränkungen bei der Verwaltung des Gerätes mit iTunes abfinden konnte. Apple hat die klare Linie vorgegeben: Es gibt Smartphones, Tablets und Desktop-PC’s in Form von Notebooks oder stationären Rechnern. 3 Dinge voneinander zu unterscheiden können schon Kinder, bevor sie in die Grundschule kommen. Warum sollten erwachsene Menschen, die High-Tech-Geräte nutzen wollen, dies nicht können?
Der erste Kommentar zum entsprechenden Thread bei Winbeta verdeutlicht die Ignoranz, mit der ein Windows-Nutzer seine kleinkarierte Sicht am Leben hält: „Whoa, no win32 Apps? This will be a major dealbreaker. Why would I need a Windows tablet then. I guess my dell venue pro 8 will stay with win8.1 then.“ Man muss ja keinem die Leidenschaft madig machen, die zwangsläufig aufkommen muss, wenn man Photoshop, IsoBuster oder den Registrierungseditor auf 25 cm Diagonale schrumpfen lässt – soll doch jeder machen, was er will, auch wenn andere den Kopf schütteln, weil sie mit einiger Berechtigung behaupten könnten, dass selbst 10 Zoll eine beschissene Größe für ernsthaftes Arbeiten bieten, auf die es ja einigen schwer ankommt. Aber der vorsichtige Hinweis sei doch erlaubt, dass auf Tablets nun mal Apps laufen sollen und nicht etwa Desktop-Programme, die bei der winzigen Displaygröße kaum bedienbar sind.
Die Hornochsen um Sinofsky und Ballmer haben mit Windows 8 alles falsch gemacht, was falsch zu machen war: Ein idealer Start wäre ein Windows 8.1 mit im Fenstermodus laufenden Apps und ein Windows RT ohne Desktop gewesen. Der Startscreen wäre niemals der große Aufhänger gewesen, sondern vermutlich als eine deutlich wahrzunehmende Verbesserung empfunden worden. Stattdessen bot Windows RT einen Pseudo-Desktop, der diejenigen entäuschte, die darauf win32-Programme aus welchen Gründen auch immer laufen lassen wollten, und das Windows 8 für Desktops zwang den Nutzern eine verwirrende Benutzerführung und halbgare Apps im Fullscreen-Modus auf.
Tragisch an der weiteren Entwicklung von Windows zur Version 10 hin ist nun, dass all die guten Ideen von Windows 8.1 den Bach runter gehen: Der Startscreen und das ebenso schöne wie geniale Metro-Design, welches sich eben nun mal nicht in der Präsenz von Kacheln erschöpfte, sondern einzigartige Steuerungselemente wie die Pivot/Panorama-Funktion und den geschickten Einsatz eleganter Schrifttypen beinhaltete. Man musste zunächst vermuten, MS sei um einiges schlauer geworden, als es sein Surface Pro 3 endlich mal nicht in Konkurrenz zum iPad, sondern zum Mac Book Air treten ließ – immer hin war damit die Hoffnung verbunden, dass etwas genauso ebenbürtiges Apples kleinem und großen Tablet den Kampf ansagen könnte, zumal mit Einführung der Universal Apps eine Aufwertung des Windows Store versprochen wurde. Und nun? Auf der einen Seite 10-Zoll-Tablets mit einem vollwertigen Windows, die nicht mithalten können in Sachen Gewicht und Akkudauer, aber dafür den zweifelhaften Genuß bieten, Win32-Programme laufen zu lassen – auf der anderen Seite 8-Zoll-Tablets, die lediglich ein übergroßes Phone abgeben, mit denen man noch nicht einmal jemanden anrufen kann.
Einst ist WebOS verschwunden, aus Gründen, die nichts mit der Qualität des Betriebssystems zu tun hatten. Nun segnet Metro das Zeitliche. Das Beste und Erfolgreichste, was MS in der mobilen Sparte hervorgebracht hat, das Windows Phone nämlich, ähnelt immer mehr einem Android-Phone. Und ich habe die letzten 2 Wochen ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, ob nicht ein HTC One mein nächstes Smartphone werden könnte – meine Fotos kann ich damit auch auf OneDrive hochladen. Und nachdem unser vor 2 Monaten angeschafftes mac Book Air sich als Volltreffer erwiesen hat, werde ich mir auch in aller Ruhe die Rübe mal darüber zerbrechen, ob irgendwann ein Mac Mini es nicht auch tut. Schade eigentlich, denn Metro konsequent zu Ende gedacht, war ein schöner Traum. Auf jeden Fall ein schönerer als Desktop-Apps auf einer Microsoft-Watch.