EU plant zentrale Stelle für Cybercrime-Vorfälle in Unternehmen

Die EU-Kommission arbeitet an einer Vereinfachung der Meldepflichten im Bereich Cybersicherheit. Mit dem „Digitalen Omnibus“ stellt Brüssel ein Gesetzespaket vor, das mehrere Digitalgesetze harmonisieren und die Bürokratie deutlich reduzieren soll. Herzstück der Reform ist eine zentrale Plattform, über die Unternehmen künftig sämtliche Sicherheitsvorfälle melden können sollen.

Symbolfoto: pixabay

Ein Portal statt mehrerer Meldewege

Derzeit müssen Unternehmen Vorfälle je nach Rechtsgrundlage an unterschiedliche Behörden übermitteln – unter anderem nach NIS-2, DSGVO oder dem Finanzstabilitätsgesetz DORA. Genau das soll sich ändern. Nach Plänen der Kommission soll die EU-Cybersicherheitsagentur ENISA ein zentrales Meldeportal entwickeln, das alle Pflichten bündelt und technisch wie organisatorisch abgesichert wird. Damit sollen Firmen weniger Zeit mit formalen Vorgaben verbringen müssen und stattdessen schneller reagieren können.

Heterogene Gesetzeslage erschwert bisher die Praxis

Nach Angaben der Kommission existieren derzeit erhebliche Überschneidungen zwischen den verschiedenen Regelwerken. Viele Unternehmen berichten regelmäßig von Doppelmeldungen, unterschiedlichen Fristen und komplizierten Formularen. Mit der neuen Schnittstelle will die EU eine einheitliche Grundlage schaffen, die über alle Sektoren hinweg nutzbar ist.

Gleichzeitig betont die Kommission, dass die Plattform „mit robusten Sicherheitsvorkehrungen“ entstehen soll, um sensible Informationen bestmöglich zu schützen.

Bitkom: Reform ist sinnvoll – aber nicht konsequent genug

Der Branchenverband Bitkom begrüßt grundsätzlich das Vorhaben, sieht jedoch erheblichen Nachbesserungsbedarf. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst erklärt, viele Probleme würden zwar adressiert, doch der Entwurf springe an zentralen Punkten zu kurz. Vor allem die Meldefristen und die Detailvorgaben müssten zwischen allen Gesetzen harmonisiert werden, damit tatsächlich eine Entlastung entsteht.

Wintergerst verweist zudem darauf, dass strukturelle Probleme der DSGVO weiterhin ungelöst bleiben – etwa beim Auskunftsrecht oder den Anforderungen der Auftragsverarbeitung. Auch beim AI Act sei noch offen, wie eine praxisnahe Umsetzung für verschiedene Branchen aussehen könne.

NIS-2 bleibt weiterhin ein Treiber für mehr Cybersicherheit

Die geplante Meldestelle reiht sich in die laufenden Bestrebungen ein, NIS-2 europaweit durchsetzbar und praktikabel zu gestalten. Bereits im Sommer hatte der Bundestag ein deutsches Umsetzungsgesetz verabschiedet, das bei Unternehmen für zusätzlichen Aufwand sorgt.
Eine zentrale EU-Schnittstelle könnte einen Teil dieser Komplexität auffangen – vorausgesetzt, die Regeln werden tatsächlich vereinheitlicht.

Wie geht es weiter?

Der Entwurf des „Digitalen Omnibus“ liegt nun dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten vor. Bis Ende 2026 soll das Paket vollständig abgestimmt sein. Ob die zentrale Meldestelle bereits vorher öffnet, ist noch unklar.

EU plant zentrale Stelle für Cybercrime-Vorfälle in Unternehmen
zurück zur Startseite

4 Kommentare zu “EU plant zentrale Stelle für Cybercrime-Vorfälle in Unternehmen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hiermit akzeptiere ich die Datenschutzerklärung für diesen Kommentar.

Aktuelle News auf Deskmodder.de
alle News anzeigen
Deskmodder