Dies ist ein Gastbeitrag von Ki_Paddy. CachyOS, eine auf Arch Linux basierende Distribution aus Deutschland, hat in der Linux-Community für viel Aufsehen gesorgt und sich als eine bemerkenswerte Option für Nutzer etabliert, die Wert auf hohe Leistung, Benutzerfreundlichkeit und aktuelle Software legen. Der folgende Bericht beleuchtet die Schlüsselaspekte dieses Betriebssystems und gibt einen umfassenden Überblick über seine Stärken und potenziellen Schwächen.

Kernmerkmale und Philosophie: Geschwindigkeit und Einfachheit
CachyOS hat sich zum Ziel gesetzt, die Geschwindigkeit und Stabilität zu optimieren und gleichzeitig eine einfache und anpassbare Benutzererfahrung zu bieten. Es basiert auf dem Rolling-Release-Modell von Arch Linux, was bedeutet, dass die Software kontinuierlich aktualisiert wird und die Nutzer stets die neuesten Versionen erhalten.
Ein zentrales Leistungsmerkmal von CachyOS ist der Einsatz des „BORE“ (Burst-Oriented Response Enhancer) CPU-Schedulers im Standard-Kernel.Dieser soll die Interaktivität des Desktops, besonders unter Last, spürbar verbessern. Darüber hinaus bietet die Distribution eine Auswahl an weiteren optimierten Kerneln, die auf spezifische Anwendungsfälle wie Gaming oder Echtzeit-Anwendungen zugeschnitten sind.
Performance-Optimierungen: Mehr als nur ein schneller Kernel
Die Entwickler von CachyOS gehen über einen angepassten Kernel hinaus, um die Leistung zu maximieren. Ein wesentlicher Faktor ist die Bereitstellung von Paketen, die speziell für moderne Prozessorarchitekturen wie x86-64-v3, x86-64-v4 und Zen4 kompiliert sind. Im Gegensatz zu den meisten Distributionen, die ihre Software für eine breite Kompatibilität mit älterer Hardware optimieren, nutzt CachyOS die neueren Befehlssätze moderner CPUs. Dies kann zu einem spürbaren Leistungszuwachs bei rechenintensiven Aufgaben führen.
Benchmarks und Nutzerberichte bestätigen, dass CachyOS insbesondere im Bereich Gaming eine beeindruckende Leistung zeigt und sich oft vor anderen populären Distributionen und teilweise sogar mit Windows messen kann. Die Reaktionsfähigkeit des Desktops wird von vielen Anwendern als außergewöhnlich „schnippisch“ und direkt beschrieben.
Installation und Benutzerfreundlichkeit: Arch Linux für jedermann
Trotz seiner leistungsstarken Optimierungen ist CachyOS erstaunlich benutzerfreundlich. Die Installation erfolgt über den bekannten und grafisch geführten Calamares-Installer, der den Prozess erheblich vereinfacht. Während der Installation haben Nutzer eine breite Auswahl an Desktop-Umgebungen, darunter beliebte Optionen wie KDE Plasma, GNOME und XFCE, aber auch eine Vielzahl von Fenstermanagern für erfahrene Anwender.
Nach dem ersten Start begrüßt die „CachyOS Hello“-Anwendung die Nutzer und bietet einen einfachen Zugang zu wichtigen Systemwerkzeugen. Von hier aus lassen sich mit wenigen Klicks Systemaktualisierungen durchführen, zusätzliche Software installieren oder spezielle Pakete für das Gaming einrichten. Dies senkt die Einstiegshürde, die bei einem traditionellen Arch Linux oft vorhanden ist, erheblich.
„Klein“ und anpassbar: Systemanforderungen und minimaler Fußabdruck
Obwohl CachyOS mit einer Fülle von Optionen und Optimierungen kommt, lässt es sich auch als schlankes System konfigurieren. Die offiziellen Systemanforderungen nennen 3 GB RAM und 30 GB Speicherplatz. Eine Standard-Desktop-Installation belegt nach der Installation über 6 GB an Speicherplatz, und der Arbeitsspeicherverbrauch im Leerlauf liegt je nach Desktop-Umgebung bei etwa 850-950 MB für MATE oder Budgie und kann bei GNOME auf rund 1.7 GB ansteigen.
Für Nutzer, die ein noch schlankeres System bevorzugen, bietet CachyOS die Möglichkeit einer minimalen Installation. Während des Installationsprozesses können Pakete abgewählt werden, um nur das Nötigste zu installieren. Eine solche Basisinstallation kann unter 1 GB groß sein, woraufhin der Nutzer dann gezielt nur die gewünschte Software aufbauen kann.
Potenzielle Nachteile und Zielgruppe
Trotz der vielen positiven Aspekte gibt es auch Berichte über gelegentliche Probleme. Einige Nutzer stießen auf Schwierigkeiten während der Installation, insbesondere im Zusammenhang mit dem Online-Installer, der eine stabile Internetverbindung voraussetzt. Auch wurden vereinzelt Stabilitätsprobleme mit bestimmten Kernel-Versionen und eine in manchen Szenarien unerwartet hohe CPU-Auslastung gemeldet.
CachyOS richtet sich vornehmlich an mittelmäßig erfahrene Linux-Nutzer, die die Vorteile eines topaktuellen Arch-Systems mit signifikanten Leistungsoptimierungen suchen, ohne den aufwändigen manuellen Installationsprozess durchlaufen zu wollen. Auch für Linux-Gamer stellt die Distribution eine äußerst attraktive Wahl dar.
Fazit
CachyOS ist eine überaus nützliche und beeindruckend schnelle Linux-Distribution, die es geschafft hat, die rohe Kraft von Arch Linux mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche und intelligenten Leistungsoptimierungen zu kombinieren. Während es vielleicht nicht die „kleinste“ Distribution in Bezug auf den Speicherplatz einer vollwertigen Desktop-Installation ist, bietet es durch seine Anpassbarkeit die Möglichkeit, ein schlankes und auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenes System zu erstellen. Für Anwender mit moderner Hardware, die das Maximum an Leistung herausholen möchten, ist CachyOS definitiv eine Empfehlung und eine der spannendsten Entwicklungen in der aktuellen Linux-Landschaft.
Ich nutze CachyOS seit dem Frühjahr auf aktuellen Rechnern (Dualboot CachyOS oder Windows 11 Pro), es hat Fedora von diesen Maschinen verdrängt, viele der Programme von CachyOS sind zusätzlich auch für x86-64-v3 oder -v4 kompiliert. Diese schnelleren Compiles werden automatisch installiert, sobald ein aktueller Prozessor erkannt wird. Ein sehr schönes Feature! Das ist einfach bequem und funktioniert gut. Auch ein Prozessorwechsel (Prozessor Upgrade, ein Prozessor Downgrade habe ich nicht probiert und wird wohl scheitern??) wird erkannt und es werden nach dem Booten die schnelleren Versionen installiert.
Auch Microsoft sollte in seiner Updatepolitik alternative Kompilierungen für x86-64-v3 oder -v4 und bald auch -v5? anbieten.
„Auch Microsoft sollte in seiner Updatepolitik alternative Kompilierungen für x86-64-v3 oder -v4 und bald auch -v5? anbieten.“
Die Wahrscheinlichkeit dafür geht gegen Null.
Microsoft definiert für seine Betriebssysteme bzw. Version derselben eine minimale Anforderung und für die wird kompiliert. Aus meiner Sicht wären die vielen Varianten auch der absolute Horror für Unternehmen. Wer soll denn entscheiden, welche Variante auf welcher Hardware läuft? Der Anwender jedenfalls nicht.
Bei Servern ist das weniger ein Problem. Während es bei Win11 24H2 viel Diskussion um die angeblich zu hohen Hardwareanforderungen gibt, ist das bei Server 2025 mit der gleichen technischen Basis kein Thema. Alle 3 Jahre gibt es eine neue Version, da könnte man einfach die Mindestvoraussetzungen anpassen, für diese kompilieren und hat wieder nur eine Variante pro Version. Server werden meistens nach 5 Jahren ausgetauscht und die neuen CPUs unterstützen sowieso alle Features.
Den größten Vorteil hätte man bei Treibern und Anwendungssoftware und die kommen nur sehr selten direkt von Microsoft. Unter Windows werden aber die wenigsten Anwender ihre Software selbst kompilieren wollen oder können. Damit beziehe ich mich weniger auf den Skill, als auf die Tatsache, dass der Quellcode nicht angeboten wird. Selbst wenn, man müsste auch eine Entwicklungsumgebung installieren.
Danke für den interessanten beitrag.
„…Die Reaktionsfähigkeit des Desktops wird von vielen Anwendern als außergewöhnlich „schnippisch“ und direkt beschrieben. …“
Bezügl. „schnippisch“: In meinem Umfeld ist mit „schnippisch“ eher ein Mensch gemeint, der „hochnäßig“ und (vermeintlich fachlich) „überlegen“ spricht und argumentiert.
Für tolle (extrem kurze) Reaktions-/Verarbeitungs-/Antwortzeiten von (Computer-) Systemen und Prgrammen/“Äpps“ hat sich „Schwuppdizität“ eingebürgert.
Eine sehr gute „Schwuppdizität“ meint „tolle (extrem kurze) Reaktions-/Antwortzeiten von (Computer-) Systemen/Programmen“ und ist NICHT (zeitlich in Sekunden/Millisekunden) MESSBAR, da es einfach nur das Gefühl/die gefühlte Geschwindigkeit widergibt.
😂
Ich vermute, dass hier schlicht das englische Wort „snappy“ falsch übersetzt wurde – das wird im Zusammenhang mit CachyOS gerne verwendet.
Aber ja, die Eigenschaft „schnippisch“ und ein technischer Bericht passen nicht so wirklich zusammen…
Jetzt bitte sowas noch mit Ubuntu beziehungsweise Debian als Unterbau statt Arch, das müsste doch machbar sein, dass man den Scheduler Und die alten Prozessorbestandteile aus dem Code von etwas einfacher zu nutzen Linuxdistributiinen raus bekommt, oder?
Ich habe CachyOS als Dualboot auf meinen ROG Ally installiert und bin ehrlichgesagt begeistert. Es bereitet mir zumindest weniger Kopfschmerzen als Bazzite.