NiPoGi AM16 Mini-PC im Test

Der Kollege W8U hatte sich bereits Anfang des Jahres einem Mini-PC von NiPoGi gewidmet, jedoch mit einem Intel-Prozessor. Ich durfte mir mit dem AM16 einen Mini-PC dieser Marke anschauen, der mit AMD-Hardware ausgestattet ist. Ich habe ihn ein paar Wochen als Alltagsrechner eingesetzt und dies sind meine Eindrücke.

Der NiPoGi AM16 Mini-PC mit Originalverpackung

Flotte Mittelklasse im Plastikkleid

Die leicht großvolumige quadratische Verpackung beherbergt neben dem Mini-PC ein 65-Watt-Netzteil, eine VESA-Halterung, Schrauben, eine neunsprachige Kurzanleitung und ein ungefähr 85 Zentimeter langes HDMI-Kabel.

Die Kurzanleitung gibt lediglich ein paar kleine Hinweise, Tipps und Ratschläge. Etwa, wie man den Mini-PC mithilfe der VESA-Halterung an einem Monitor befestigt. In dieser Situation macht dann auch die Beigabe des kurzen HDMI-Kabels Sinn. Die Anleitung glänzt nicht unbedingt mit fehlerfreiem Deutsch und erwähnt einen Displayport-Anschluss, obwohl das vorliegende Exemplar keinen hat.

Denn das 13,1 x 12,5 x 4,6 Zentimeter große Gehäuse des AM16 verfügt auf der Rückseite über zwei USB-2.0-Anschlüsse, höchstwahrscheinlich für die Peripheriegeräte gedacht. Die zwei HDMI-Anschlüsse erlauben einen Betrieb mehrerer Monitore bis 4K bei 60 Hertz. Neben dem Gigabit-Lan-Anschluss befindet sich der Anschluss für das Netzteil. Der Mini-PC kann zudem mit einem Kensington-Lock gesichert werden.

Vorne befindet sich ein USB-Typ-C-Steckplatz, der entweder zur Datenübertragung oder für einen zusätzlichen Monitor verwendet werden kann. Daneben gibt es zwei USB-3.2-Anschlüsse, einen Headset-Steckplatz und ein kleines Loch, um den PC neuzustarten.

Das Gehäuse ist komplett aus Plastik, was bei dieser Preisklasse allerdings zu erwarten ist. Die Oberseite ist verziert mit vier Stickern und dem NiPoGi-Logo. An den Seiten und auf der Rückseite befinden sich Luftlöcher. Mit 485 Gramm ist der AM16 angenehm leicht.

Der Lieferumfang

Kann er das Ruder ryzen?

Einmal komplett verkabelt und hochgefahren, wird man von einem Einrichtungsassistenten von Windows 11 begrüßt. Dabei ist es ungewöhnlich, dass die Einrichtung direkt mit einem lokalen Konto erfolgt, von Vornherein ohne Auswahlmöglichkeit für Übermittlungsmöglichkeiten und beim installierten System (in der Version 22H2) „Google Chrome“ vorinstalliert ist. Zudem sind alle Windows-Apps auf Englisch, obwohl eindeutig „Deutsch“ bei der Einrichtung ausgewählt wurde.

Das Hauptstück des Mini-PCs ist ein AMD Ryzen 5 Pro 5675U mit einer Basis-Taktrate von 2,3 Gigahertz, dessen sechs CPU-Kerne und zwölf CPU-Threads auf bis zu 4,3 Gigahertz hochgehen können. Die TDP von 15 Watt spricht für eine Notebook-CPU, die aber ihre Arbeit in Alltagsaufgaben wunderbar bewältigen kann. Dazu tragen auch die in unserem Exemplar eingebauten 16 Gigabyte Arbeitsspeicher bei, die mit zweimal acht Gigabyte DDR4-3200-Modulen von Lexar im Dual-Channel arbeiten.

Speicherplatz ist in der günstigsten Variante des AM16 ebenfalls reichlich vorhanden. Dafür sorgt die 512 Gigabyte große M.2-NVMe-SSD der Marke Biwin, die zudem mit einem Passivkühlkörper installiert wurde.

Mit Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.2 stehen zudem zwei Drahtloskommunikationswege zur Verfügung. Während des Kurztests, rein über die WLAN-Verbindung zu arbeiten, gab es in Verbindung mit einer AVM Fritzbox 7590 AX keinerlei Schwierigkeiten bezüglich Unterbrechungen oder Schwankungen.

Ein wenig schweigsam gibt man sich bei den Infos zur Grafik. Allgemein wird nur von AMD Radeon Graphics gesprochen. Unter anderem die Website notebookcheck.com spricht von einer „Radeon RX Vega 7“.

Der Windows-11-Desktop beim Erstbetrieb

Die Benchmarks

Die Alltagsperformance des NiPoGi AM16 ist erstaunlich gut. Normales Surfen im Internet oder Office-Arbeiten sind mit dem kleinen Kraftpaket absolut kein Problem. Wer es darauf anlegen möchte, kann mit diesem Mini-PC nahezu problemlos Youtube-Videos in 4K60 schauen, ohne dabei Unmengen an Bildrucklern zu haben. Auf Videobearbeitung mit 4K60-Material sollte man allerdings verzichten, ich spreche aus Erfahrung.

Zum Vergleich habe ich ein GPD Pocket 3 vorgenommen, dessen Intel Core i7-1195G7 nicht wesentlich älter ist als der Ryzen 5 Pro im NiPoGi-Rechner:

  Intel Core i7-1195G7 AMD Ryzen 5 Pro 5675U
Cinebench 2024 Multi: 166
Single: 72
Multi: 454
Single: 83
Cinebench R23 Multi: 3051
Single: 1213
Multi: 7632
Single: 1405
PassMark (CPU) 8339 16556
3DMark (Time Spy) Insgesamt: 1220
GPU: 1115
CPU: 2620
Insgesamt: 1308
GPU: 1154
CPU: 5457

Während die Multi-Punktzahl von Cinebench R23 in meinem Test 7632 betrug, gibt NiPoGi auf der Amazon-Seite 7902 an. Ähnlich abweichend sind die Angaben der Lese- und Schreibgeschwindigkeit der SSD. Der Hersteller gibt eine Lesegeschwindigkeit von 2324 Megabyte pro Sekunde und eine Schreibgeschwindigkeit von 1826 Megabyte pro Sekunde an. Im Alltag wird man diese Werte allerdings kaum merken, denn das System fährt binnen Sekunden hoch und Programme starten sehr flott.

Die CrystalDiskMark-Ergebnisse der BIWIN-SSD

Can it run Crysis?

Als Zweitrechner für Alltagsaufgaben taugt der NiPoGi AM16 allemal. Ich habe mir allerdings die Freiheit genommen, ein paar PC-Spiele zu testen. Getestet wurde die native Auflösung meines regelmäßig eingesetzten Monitors (AOC Agon AG241QX, 2560×1440 Pixel), Full HD (1920×1080 Pixel) und nochmal Full HD, allerdings mit niedrigen Grafikeinstellungen. Sonst wird immer die vom jeweiligen Spiel vorgegebenen Einstellungen für „hoch“ verwendet.

  fps (1440p, hoch) fps (1080p, hoch) fps (1080p, niedrig)
Crysis (DirectX 10) 20-30 40-55 66-150
Grand Theft Auto V (DirectX 11) 15-25 29-38 49-67
Dorfromantik 42-53 60-75 90
Cyberpunk 2077 8-11 12-16 17-21
Euro Truck Simulator 2 15-25 17-27 75
Minecraft (Java) 47-68 65-81 95-120
Doom (2016, OpenGL 4.5) 19-25 28-37 38-48

Für Gelegenheitsspiele ist der Mini-PC absolut ausreichend. Sobald es aber Richtung aktuelle Triple-A-Titel geht, wird die jeweilige Framerate immer niedriger und niedriger. Insbesondere Cyberpunk 2077 sollte man sich absolut nicht antun. Kleiner Fun Fact am Rande: nach der Installation all dieser Spiele standen weiterhin noch etwas über einhundert Gigabyte an freiem Speicherplatz zur Verfügung.

„Crysis“ (2007) mit Statistiken von „MSI Afterburner“

In fremde Welten eintauchen

Insbesondere nach Bekanntwerden der Geschichte, dass auf Computern der Marke Acemagic und damit auch weiteren China-Mini-PC-Herstellern bösartige Malware mit installiert wurde, sollte man so oder so ein frisches Betriebssystem auf Computern installieren, statt das vorinstallierte zu nutzen. Im Falle des AM16 funktioniert das vorinstallierte Windows 11 zwar reibungslos und der Windows Defender meldete nichts verdächtiges, jedoch wollte ich das Risiko nicht eingehen und habe ein frisches Windows-11-Image auf die SSD gepackt.

Hier wird man allerdings mit einigen Problemen konfrontiert. Neben leichten Performanceeinbußen funktioniert das WLAN out-of-the-box nicht. Jedoch konnte ich mithilfe von Systeminformationstools die entsprechenden Treiber finden und danach wurden Drahtlosnetzwerke gefunden. Der Bluetooth-Treiber musste ausgetauscht werden, weil der standardmäßig vorinstallierte kein einziges Gerät erkannt hatte. Bis Redaktionsschluss blieb das Gerät „USB to UART+JTAG“ ohne einen einzigen je funktionierenden Treiber.

Wer Linux installieren möchte, sollte definitiv zu den neusten Distributionen greifen, damit auch alle Geräte problemlos angesprochen werden können. Etwa bei „Xubuntu“ funktionierte in Version 22.04.2 das WLAN nicht, bei Version 23.10 allerdings schon. Ähnliche Situation bei „KDE neon“; die Version von Juli 2023 hatte kein WLAN, die Version von März 2024 schon. Lediglich bei „Linux Mint“ in der Version 21.3 wollten weder Bluetooth noch WLAN funktionieren. Die Bluetooth-Treiber verhielten sich ähnlich wie unter Windows: es konnte kein Gerät gefunden werden.

Basteln, Strom und Störungen

Entfernt man die vier Gummifüße auf der Unterseite, kann man vier Philips-Schrauben entfernen, um die Unterseite zu entnehmen. Neben einem Käfig für 2,5-Zoll-Festplatten mit SATA-Anschluss gibt es hier problemlosen Zugriff auf den Arbeitsspeicher und die SSD. Erstaunlich ist hier noch das Vorhandensein eines weiteren M.2-Slots, der damit die Installation von insgesamt drei Datenspeichern erlaubt.

Der Stromverbrauch des NiPoGi AM16 hielt sich mit dem mitgelieferten Netzteil vernünftig in Grenzen. Im Leerlauf genehmigte sich der Mini-PC auf dem Windows-Desktop ungefähr elf bis 15 Watt, in „Xubuntu 23.10“ sogar acht Watt. Bei Volllast werden gerne bis zu 45 Watt erreicht. Laut Strommesser lag der Rekord bei 51,05 Watt und damit noch weit entfernt vom Maximum des Netzteils.

Zwar können die HDMI-Anschlüsse 4K bei 60 Hertz darstellen, jedoch konnten bei meinem Monitor die eigentlich möglichen 144 Hertz nicht eingestellt werden. Die Modi-Auflistung erlaubte bei einer Auflösung von 2560×1440 Pixel lediglich eine Wiederholrate von 75 Hertz. Egal, welches Kabel verwendet wurde und egal, welcher Grafiktreiber verwendet wurde. Das sollte man beachten, wenn ein Monitor mit derart möglichen Wiederholraten vorliegt.

Weniger störend ist dagegen das Lüftergeräusch. Bei Leerlauf ist der Lüfter nicht einmal wahrnehmbar. Aber auch, wenn der Rechner voll ausgelastet wird, dreht der Lüfter zwar schon hörbar auf, jedoch nicht in einem Bereich, der als unfassbar störend empfunden werden kann.

Der Käfig, in dem ein 2,5″-SATA-Gerät angeschlossen werden kann
Der Arbeitsspeicher und die M.2-SSD

Fazit: ein Powerhouse für Office-Aufgaben

Der NiPoGi AM16 ist ein solider Mini-PC, der mit seinem kraftvollen AMD Ryzen 5 bereits in der günstigsten Konfiguration in Alltagsaufgaben vollkommen punkten kann. Das Betriebssystem und die darauf installierten Anwendungen starten angenehm flott und selbst 4K60-Videos auf Youtube bringen den kleinen Racker kaum ins Schwitzen.

Individualisten erfreuen sich an den reichhaltigen Aufrüstmöglichkeiten wie etwa mehr Arbeitsspeicher oder mehrere SSDs, sofern sie sich mit der vermaledeiten Treibersituation bei eigens aufgesetzten Betriebssystemen anfreunden können. Gelegenheitsspieler kommen ebenfalls auf ihre Kosten, wenn sie bei den Grafikdetails ein oder zwei Gänge herunterschalten.

Die Anschlussvielfalt hätte für meinen Geschmack etwas vielfältiger ausfallen können. Im Alltag wird man vielleicht sowas wie einen Speicherkartenleser vermissen. Wer aber darüber hinwegsehen kann, findet in dem NiPoGi AM16 einen flotten Zwerg.

Während die offizielle NiPoGi-Website die vorliegende Konfiguration mit 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und 512 Gigabyte SSD eine UVP von 599 Euro angibt, war dieser zum Zeitpunkt des Tests für 499 Euro zu haben. Auf Amazon wurde dieser für 319 Euro nach Coupon-Abzug angeboten, was für ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis spricht. Nachtrag: Nach Veröffentlichung des Artikels wurde uns vom Hersteller der Amazon-Rabattcode DESK0329 mitgeteilt, mit welchem man wohl auf 300 Euro am Ende kommt.

NiPoGi AM16 Mini-PC im Test
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19 Kommentare zu “NiPoGi AM16 Mini-PC im Test

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