Ein Jahr nur Apple Pay – Wie schlägt sich die digitale Karte im Alltag?

Seit August 2020 bieten die Sparkassen bundesweit Apple Pay als Zahlungslösung für die girocard in Apple Wallet an. Karten von Visa und Mastercard funktionierten bereits zeitiger, hatten aber zumindest vor Corona oft noch ein Akzeptanzproblem. Ich habe mich bewusst im letzten Jahr auf das Experiment eingelassen, nur noch mit Apple Pay zu zahlen. Nach dieser Zeit zeigen sich für mich nun die Stärken, aber auch die Schwächen dieser Lösung auf.

Schnell, bequem, geräteübergreifend und sicher. Dies sind die Worte, mit denen sich Apple Pay wohl am besten beschreiben lässt. So befinden sich hinterlegte Karten mit Apple Wallet nicht nur zentral einem Punkt, sondern lassen sich auch schnell über einen doppelten Druck auf die Power-Taste bei meinem iPhone 11 Pro direkt aufrufen. Die anschließende Zahlung muss, unabhängig von der Höhe des Betrages, immer per Passcode oder Face ID – bzw. Touch-ID bei älteren Modellen – autorisiert werden. Es ist schlussendlich also egal, ob ich 60 Cent für eine Flasche Wasser zahle oder 999 Euro für die neue Ultra-Variante der Apple Watch. Das Prozedere zur Autorisierung bleibt immer gleich, sofern man nicht auf die eben bereits erwähnte Apple Watch ausweicht, wobei es hierbei zwischen den diversen Modellen keinerlei Unterschiede gibt. Mit einem doppelten Druck auf die Seitentaste öffnet sich Wallet und die Standardkarte ist bereit zur Zahlung am Point-of-Sale (PoS).

Keine Kartenzahlung? Inzwischen ein No-Go für mich.

Ich bin ehrlich. Bargeld fand ich tatsächlich schon immer lästig. Nie hatte ich den Sinn verstanden, erst etwas aus einem Automaten ziehen zu müssen, was schlussendlich wieder an einem Automaten durch den Händler, bei dem ich das Bargeld ausgegeben hatte, eingezahlt wurde. Zudem empfinde ich die Übersichtlichkeit von Bargeld entgegen der landläufigen Meinung, besonders älterer und somit Bargeld-affiner Bürgerinnen und Bürger als für mich nicht gegeben. Egal ob nun klassisch per Plastikkarte oder per Mobile Payment: Umsätze sehe ich in Echtzeit in der Banking-App, wo diese auf Wunsch sogar kategorisiert werden. Für mich die deutlich angenehme Lösung, wobei dies jeder wohl mit sich selbst ausmachen muss.

Etwas, was mich allerdings schon immer störte, war die nicht-vorhandene Möglichkeit der Kartenzahlung oder mit absurd hohen Mindestumsätzen, wobei letzteres oft an extrem schlechten Verträgen mit den Zahlungsdienstleistern liegt, welche besonders Kreditkarten oft mit einer hohen Gebühr pro Zahlung eingepreist haben. Dank der Corona-Pandemie und Zahlungsdienstleistern wie SumUp oder der inzwischen von PayPal aufgekauften Zettle-Lösung gibt es hier aber endlich Licht am Ende des Tunnels, wenn diverse Händler nach wie vor allerdings immer noch auf ihren uralten Verträgen beharren und ihnen somit sicherlich einiges an Umsatz verloren geht. Denn schaut man sich diverse, repräsentative Umfragen einmal näher an, meidet ein nicht unerheblicher Teil von Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen Läden ohne Kartenzahlung oder absurd hohen Mindestumsätzen. Und ich gehöre zu ihnen. Verzicht ist hierbei natürlich immer irgendwo gegeben, doch kann ich damit leben und suche mir eben eine annehmbare Alternative.

Online-Zahlungen funktionieren nur bedingt

Sofern man auf seinem iPhone, iPad oder Mac Safari nutzt, sind Online-Zahlungen mit Apple Pay, sofern sie Händler denn akzeptieren, kein Problem – zumindest theoretisch. Praktisch sieht es hier in diversen Konstellationen anders aus. Ein klares Problem stellt hierbei die girocard-Lösung der Sparkasse dar. Während diese bereits seit 2020 die Wallets der deutschen Apple-Nutzer bereichert, funktioniert sie erst nach einem Feature-Update seitens der Sparkassen auch im Online-Sektor. Zudem unterstützen nur einige Händler die girocard online, wenn man sich Seitens des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands e.V. mit einer langen Liste an Anbietern wie Lieferando, diversen Nahverkehrsunternehmen wie dem MVV oder NAH.SH oder auch Einzelhändlern wie Cyberport oder die MediaMarkt-Saturn-Gruppe rühmt. Eine wirklich hohe Akzeptanz sieht definitiv anders aus. Hier kann man nur hoffen, dass mit der Abschaffung des Maestro bzw. V-Pay Co-Badges und der Einführung Mastercard / Visa-Debit-Funktionen für die Karten die Möglichkeiten zur Online-Nutzung massiv steigen. Wirkliche Informationen gibt es seitens der Sparkassen noch nicht.

Wie schlägt sich Apple Pay nun im Alltag?

Ein leider großes und bereits angesprochenes Problem von Apple Pay im Alltag ist die Abhängigkeit von Akzeptanzstellen. Während ich in meiner Umgebung selbst bei der kleinen Bäckerei meine Brötchen mittels Uhr oder Handy zahlen kann, musste ich im Ostsee-Urlaub teilweise die leidliche Erfahrung machen, dass Kartenzahlung selbst in Touristengebieten oft noch völliges Neuland ist. Hier lässt sich also die Beschreibung recht kurz zusammenfassen: Großstadt meistens hui, ländliche Region meistens pfui. Gerade hierfür würde ich mir seitens des Gesetzgebers, gern auch auf EU-Ebene, einen Vorstoß zur verpflichtenden Akzeptanz von Kartenzahlung wünschen. Bare und unbare Zahlungen sollten endlich gleichwertig behandelt werden. Doch in einem Land, indem teilweise immer noch das Fax gegenüber verschlüsselter, digitaler Kommunikation bevorzugt wird und man neben der Mülltrennung den Datenschutz heiligen Gral betrachtet, kann ich diese Hoffnung wohl begraben.

Nutzt man nun aber im Alltag, wie ich, die Kombination aus der girocard der Sparkasse, sowie einer Mastercard, hat man in aller Regel keine Probleme mit der Akzeptanz. Voraussetzung ist natürlich immer, dass der jeweilige PoS die kontaktlose Zahlung akzeptiert. Leider habe ich in der Zeit, seit ich Apple Pay als einziges Zahlungsmittel nutze, immer noch vereinzelt von Akzeptanzstellen, welche zwar girocard, Visa, Mastercard oder gar American Express (AMEX) akzeptieren, allerdings nur in gesteckter Form durch die jeweilige Plastikkarte. Der Sinn dahinter? Für mich unverständlich, für Händler mag es an eventuell separierten Gebührenstrukturen zwischen kontaktbehafteter und kontaktloser Zahlung liegen, welche man tatsächlich bei diversen Anbietern von Kartenzahlung (noch) findet.

Wie sicher ist Apple Pay im Alltag?

Gegenüber der normalen Plastikkarte hat Apple Pay einen entscheiden Vorteil: Die Consumer Device Cardholder Verification Method – kurz auch CDCVM genannt. CDCVM übernimmt während der Zahlung mit Apple Pay die Funktion der PIN oder der Unterschrift im Fall einer ELV-Zahlung (elektronisches Lastschriftverfahren) und sichert es je nach iPhone-Modell über Face ID oder Touch ID ab. Als Fallback dient der Entsperrcode des iPhones. Im Fall der Apple Watch wird CDCVM über die Handgelenkaderkennung realisiert. Zudem ist in beiden Fällen die PIN für die Nutzung von Apple Pay verpflichtend. So soll eine unrechtmäßige Nutzung des Dienstes verhindert werden.

Am Mac sieht es hierbei ähnlich aus, zumindest so lange man ein Modell mit Touch ID besitzt. Dann kann die Zahlung direkt darüber autorisiert werden. Mac-Modelle ohne diese Möglichkeit besitzen die Option, die Zahlung per Apple Watch oder iPhone zu bestätigen, was ich allerdings in meinem Test nicht verifizieren konnte. Hierfür fehlt es mir an entsprechend alter Hardware.

Datenschutz?

Beim Thema Datenschutz muss man sicher (leider) darauf verlassen, was Apple in seine Datenschutzerklärung schreibt. Im Endeffekt wie auch bei anderen Mobile-Payment-Diensten auch. Doch genießt das iPhone und somit Apple nicht zuletzt durch die Zertifizierung des BSI einen doch recht hohen Stellenwert bei Privat, Firmen sowie behördlichen Nutzerinnen und Nutzern in Sachen Sicherheit.

So schreibt Apple über Zahlungen am PoS sowie im Internet folgendes in seinem Servicedokument:

PoS:

Nach der Autorisierung deiner Zahlung sendet das Secure Element deine Geräteaccountnummer, einen transaktionsspezifischen, dynamischen Sicherheitscode sowie zusätzliche Informationen, die für den Abschluss der Transaktion benötigt werden, an das Verkaufsstellenterminal des Geschäfts. Auch hier senden weder Apple noch dein Gerät die tatsächliche Nummer deiner Zahlungskarte. Vor der Genehmigung der Zahlung kann deine Bank, dein Kartenaussteller oder dein Zahlungsnetzwerk deine Zahlungsdaten überprüfen. Dabei wird der dynamische Sicherheitscode geprüft, um sicherzustellen, dass dieser einzigartig und mit deinem Gerät verknüpft ist.

Internet:

Um deine Zahlungsdaten beim Bezahlen in Apps oder im Internet sicher zu übermitteln, empfängt Apple Pay deine verschlüsselte Transaktion und verschlüsselt diese wieder mit einem entwicklerspezifischen Schlüssel, bevor die Transaktionsdaten an den Entwickler oder Zahlungsabwickler gesendet werden. Dieser Schlüssel sorgt dafür, dass nur die App oder Website, über die du etwas kaufst, auf deine verschlüsselten Zahlungsdaten zugreifen kann. Websites müssen ihre Domain immer verifizieren, wenn sie Apple Pay als Zahlungsoption anbieten. Wie bei Zahlungen in Geschäften sendet Apple deine Geräteaccountnummer zusammen mit dem transaktionsspezifischen, dynamischen Sicherheitscode an die App oder Website. Weder Apple noch dein Gerät senden die tatsächliche Nummer deiner Zahlungskarte an die App.

Apple bewahrt anonymisierte Transaktionsdaten auf, darunter der ungefähre Kaufbetrag, der Name des App-Entwicklers und der App, das ungefähre Datum und die ungefähre Uhrzeit sowie die Angabe, ob die Transaktion erfolgreich abgeschlossen wurde. Apple nutzt diese Daten zur Verbesserung von Apple Pay und anderen Produkten und Diensten. Apple verlangt außerdem, dass Apps und Websites in Safari, die Apple Pay verwenden möchten, über eine Datenschutzrichtlinie verfügen, die die Verwendung deiner Daten beschreibt und von dir eingesehen werden kann.

Ob man schlussendlich darauf vertraut, muss man wie bei so vielen Dingen im Leben immer selbst entscheiden.

Fazit

Mein Fazit zu einem Jahr Apple Pay dürfte, für viele Leserinnen und Leser wohl wenig überraschend äußert, positiv ausfallen, wenn auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Dies liegt aber nicht immer an Apple Pay, sondern eher nervigen Dingen wie (unnötigen) Mindestumsätzen, fehlender Akzeptanz oder auch Mitmenschen, welche einem krampfhaft und immer wieder erklären, man würde durch die unbare Zahlung aktiv an der Abschaffung von Bargeld arbeiten. Gerade den letzten Punkt muss ich mir immer wieder anhören, teils auch völlig zufällig von Mitmenschen an der Supermarktkasse oder am Fahrkartenautomat in der Straßenbahn.

Von Nachteil ist es natürlich auch, wenn der Akku des iPhones leer ist, man aber per Apple Pay zahlen will oder in diesem Moment muss. Wobei es sich in diesem Fall für mich eher um ein theoretisches Problem handelt, da ich immer mindestens eine vollgeladene Powerbank samt Ladekabel mit mir führe.

Zudem lernt man durch die eigenens auferlegte Beschränkungen auf ein Zahlungsmittel eine gewisse Art von Verzicht, welche aber nicht immer negativ sein muss. So habe ich bereits selbst dabei ertappt, darüber nachzudenken, ob dieses oder jenes – oft ist es einfach ein Coffee to Go am Bahnhof – wirklich sein muss. An anderer Stelle ist der Verzicht dann aber auch nervig, wobei im Zweifelsfall Freunde oder Bekannte in der jeweiligen Situation ausgeholfen haben und ich ihnen die Summe dann einfach direkt per PayPal gesendet habe. Allerdings kann ich diese Situationen – wohl nicht zuletzt durch die teils einschneidenden Schließungen im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 – wohl an einer Hand abzählen. Aber es gab sie und daher dürfen sie in einem derartigen Erfahrungsbericht einfach nicht fehlen.

Wie sieht es bei euch aus? Nutzt ihr Mobile Payment im Alltag oder zahlt ihr lieber “altmodisch mit geprägtem Metall und bedrucktem Papier”? Lasst es uns doch gern in den Kommentaren wissen.

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35 Kommentare zu “Ein Jahr nur Apple Pay – Wie schlägt sich die digitale Karte im Alltag?

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