Test: QIDI Q2 (AMS) mit überzeugender KI-Kamera

Es war eine ganze Weile still um QIDI. Man hatte schon fast den Eindruck, das Unternehmen sei nach einem starken Start zu einem „One-Hit-Wonder“ verblasst. Aber Überraschung! Eines Tages erblickte nach dem Plus 4 nun auch der QIDI Q2 das Licht der Welt und bewies: QIDI ist noch lange nicht fertig. Schon beim Vorgänger, dem Q1 Pro, habe ich bemerkt, dass QIDI sich stark an den Marktführern orientiert – ich nannte es damals „Bambulab-Spuren“. Der neue Q2 geht diesen Weg konsequent weiter und bringt eine ganze Latte an innovativen Features mit, die wir sonst nur in der absoluten Premiumklasse erwarten würden.

Stellt sich die spannende Frage: Kann QIDI es wirklich mit Schwergewichten wie Bambulab, Prusa und Co. aufnehmen? Die Antwort lautet ohne Umschweife: Auf jeden Fall! Warum wir so überzeugt sind, das erfahrt ihr in der ausführlichen Fassung dieses Testberichts. QIDI hat sich in der Vergangenheit immer wieder als Marke etabliert, die eine spannende Nische besetzt: Sie wollen High-End-Funktionen zu einem Preis anbieten, der für Maker noch erschwinglich ist. Der 3D-Druck-Markt ist aktuell unglaublich schnelllebig – was heute Premium ist, ist morgen schon Standard. Wenn eine Firma wie QIDI in diesem Wettbewerb mithalten will, muss sie nicht nur liefern, sondern die Erwartungen übertreffen.

Der QIDI Q2 wurde von QIDI für einen begrenzten Zeitraum zum Testen inklusive AMS-Box bereitgestellt. Daher werde ich diesen Testbericht offiziell als „Werbung“ kennzeichnen. Allerdings handelt sich um meine eigenen, freie Meinung. Viel Spaß beim Lesen meines Testberichts 😊.

Technische Daten Hersteller

Daten von der Webseite des Hersteller.

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Kategorie Spezifikation
Drucktechnologie Fused Deposition Modeling (FDM)
Bauraum (B × T × H) 270 x 270 x 256 mm
Druckerabmessungen 402 x 438 x 494 mm
Verpackungsabmessungen 480 x 520 x 585 mm
Nettogewicht 18.1 kg
Bruttogewicht 23.5 kg
Max. Druckkopftemperatur 370 C°
Max. Heizbett-Temperatur 120 C°
Druckplatte Doppelseitige strukturierte PEI-Platte
Max. Geschwindigkeit des Druckkopfs 600 mm/s
Beschleunigung 20000 mm/s²
XY-Struktur CoreXY, 1.5 GT Riemen
X-Achse Hochfeste Lineare Führungsschiene
Z-Achse Zwei unabhängige Spindelmotoren
Druckplattform Aluminium-Substrat-Heizbett
Hotend Bimetall-Düse
Standard-Düsendurchmesser 0.4 mm
Optionale Düsendurchmesser 0.2 mm / 0.6 mm / 0.8 mm
Extruder-Zahnrad Direct Extruder mit gehärteten Stahlzahnrädern
Filamentdurchmesser 1.75 mm
Unterstützte Filamente PLA, ABS, ASA, PETG, TPU, PA, PC, Kohlenstoff-/Glasfaserverstärkte Polymere usw.
Mehrfarbendruck Kompatibel mit QIDI Box (Multi-Color)
Luftfilter Ja (3-in-1 Filter: G3 Vorfilter + H12 HEPA + Aktivkohle aus Kokosnussschalen)
Kammer-Temperatur (PTC-Heizung) 2. Generation, unabhängige Kammerheizung bis zu 65C°
Automatische Nivellierung Freihändige automatische Nivellierung (Loadcell Sensor im Hotend integriert)
Filament-Erkennung Run-Out Sensor (über dem Extruder montiert) und Verwicklungsdetektion (QIDI Box erforderlich)
KI-Kamera-Erkennung Ja
Zusatzlüfter zur Teilekühlung 4-Pin PWM-Lüfter mit Drehzahl-Feedback
Hotend-Kühllüfter 4-Pin PWM-Lüfter mit Drehzahl-Feedback
Modellkühllüfter 4-Pin PWM-Lüfter mit Drehzahl-Feedback
Wiederherstellung nach Stromausfall Ja
Input Shaping Ja
Spannung 110 V / 220–240 V AC, 50/60 Hz (Regionalspezifische Modelle verfügbar)
Nennleistung 350 W + 280 W (Kammerheizung)
Kamera Kamera (bis zu 1080 P), unterstützt Zeitraffer
Speicher 32GB EMMC und USB 2.0 Flash-Laufwerk
Konnektivität 2.4 GHz Wi-Fi, Ethernet, USB
Display 4.3 Zoll, 480 x 272 Touchscreen
Slicer QIDI Studio und andere Drittanbieter-Software wie Orca, PrusaSlicer etc.
Dateiformate für Slicing STL, OBJ, 3MF, STEP, STP

Verpackung & Aufbau

Ganz im Gegensatz zu seiner hochmodernen Technik kommt der QIDI Q2 in einem denkbar unspektakulären braunen Karton daher. Wer hier eine aufwendige Hochglanz-Präsentation á la Apple erwartet, wird enttäuscht. Das Design ist schlichtweg funktional: Lediglich der Name „QIDI Q2“ und ein einfacher Umriss des Druckers sind aufgedruckt. Aufgrund der Lieferung aus Übersee war der Karton zusätzlich mit einer Vielzahl an Versand- und Warn-Stickern beklebt, was die gesamte Optik noch nüchterner machte. Aber das ist kein Beinbruch, denn schließlich zählt, was drin steckt. Der Drucker selbst ist im Inneren vorbildlich in Styropor eingebettet, sodass beim Auspacken schnell klar wird: Die Priorität lag auf dem sicheren Transport und nicht auf dem Marketing-Feuerwerk.

Im Inneren des unscheinbaren Kartons zeigt sich jedoch, dass QIDI beim Schutz keine Kompromisse eingeht. Das Gerät war sehr gut eingepackt und extrem stabil fixiert – man könnte fast sagen, ein bisschen zu viel des Guten. Aber das ist nur meine subjektive Meinung; kein Hersteller möchte sich schließlich nachsagen lassen, dass er beim Thema Transportsicherheit gespart hat. Nach dem Öffnen der korrekten Seite des Kartons kommt einem sofort die gedruckte Anleitung entgegen, und ein USB-Stick lugt hervor. Darunter liegen dann die wenigen Teile, die noch montiert werden müssen: Der Touchscreen-Bildschirm (der beim Q2 im Gegensatz zu anderen Modellen nicht vormontiert ist) sowie die Einführung für das Filament warten auf ihren Einbau.

Nachdem die Kleinteile und der Bildschirm aus dem oberen Fach entfernt wurden, folgt der Hauptakt: Man hebt das komplette Hauptgerät mit seinem gesamten Korpus aus dem Karton. Auch hier setzt sich der Trend fort: Der Drucker ist leider sehr gut in Plastik verpackt, was ein wenig schade ist, aber bei vielen chinesischen Produkten dieser Art noch Standard ist. Das Entfernen der Folie ist fast der aufwändigste Teil des Auspackens. Ganz unten im Karton befinden sich schließlich noch zwei separate Toolboxen. Diese enthalten das notwendige Werkzeug für den Aufbau sowie alle wichtigen Kleinteile und Ersatzteile für die spätere Verwendung – eine praktische Ergänzung, die zeigt, dass QIDI an die langfristige Nutzung gedacht hat.

Bevor es an die eigentliche Inbetriebnahme geht, steht die gründliche Reinigung an, denn nun müssen alle Fremdkörper entfernt werden. Und das ist eine kleine Sisyphusarbeit: Es gilt, unzählige Schutzfolien, Kabelbinder und passgenaue Styroporstücke zu finden und zu lösen. Die Anleitung liefert zwar gute Hinweise, wo sich die Sicherungen verstecken, aber angesichts der Menge muss man schon genau hinsehen, um wirklich nichts zu vergessen. Zusätzlich sind die beiden Achsen sehr gut geschmiert, sodass man sich bei der Arbeit unweigerlich fein einsaut. Auch wenn der Aufwand beträchtlich ist: Man kann festhalten, dass hier nichts verrutschen oder beschädigt werden konnte – und genau das ist ja der Sinn und Zweck dieser umfangreichen Transportsicherungsmaßnahmen.

Trotz der peniblen Transportsicherung gab es bei unserem Exemplar eine kleine, negative Auffälligkeit. Es handelt sich um eine absolute Kleinigkeit, die dem  Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut: Die Tür des Druckers, die aus Glas gefertigt ist, weist einen minimalen Sprung an einer Ecke auf. Das ist natürlich ärgerlich, kann aber im komplexen Logistikprozess jederzeit passieren. Die Funktionalität wird dadurch in keiner Weise beeinträchtigt.

An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass QIDI mit dem Q2C auch ein Schwestermodell anbietet. Dieses ist in seinem Grundaufbau sehr ähnlich zum Q2, verzichtet jedoch auf einige Premium-Features: Ihm fehlen die Glasseiten, die KI-Kamera zur Drucküberwachung sowie die aktive Kammerheizung (Chamber Heat). Dies positioniert den Q2C als kostengünstigere, aber leistungstechnisch immer noch sehr fähige Alternative.

Der etwas einfach gehaltene (oder billig wirkende) Filament-Halter, das Display und die Dual-sided PEI Plate werden an ihrer vorgesehenen Stelle angebracht. Ist das erledigt, kann das Gerät über den Kaltgerätestecker in Betrieb genommen werden. Ein kleiner Hinweis für alle, die (noch) kein automatisches Materialsystem (AMS) nutzen: Man muss damit leben, dass das Filament entweder an der Seite oder alternativ hinten am Drucker angebracht wird, da die Rolle extern geführt wird.

Sehr positiv hervorzuheben ist der Startprozess: Bei der Einrichtung hat man direkt mehrere Sprachen zur Verfügung, und das Display löst klar und farblich auf. Das Gerät ist erfreulich autonom und richtet sich gleich selbstständig mittels Auto-Leveling und Input Shaping ein und lädt unmittelbar ein Update herunter. Mittlerweile sind bereits weitere Updates erschienen.

Etwas schade ist, dass diese nicht mehr offiziell bei Github zum manuellen Download bereitstehen, was bedeutet, dass man für Aktualisierungen auf die Online-Funktionalität des Druckers (per WLAN oder LAN) angewiesen ist. Die Übersetzung ins Deutsche ist derweil, sagen wir mal, „okay“. Manchmal sind die Formulierungen etwas lustig oder traurig, je nachdem wie man es nimmt. Die AI-Kamera sprach vor dem Update noch von „Nudelverhedderungserkennung“ 😂 Aber das ist kein dauerhaftes Problem, denn es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Übersetzungsqualität nach einem weiteren Update direkt verbessert.

Auf dem internen Speicher des QIDI Q2 war das berühmte Testobjekt, das „Benchy“-Bötchen, zum Druck verfügbar. Dieses soll demonstrieren, wie schnell der QIDI Q2 wirklich arbeiten kann. Nun, ich muss gestehen, dass wir hier etwas blauäugig waren: Wir hatten den Drucker für den ersten Test auf einen absolut wackeligen Tisch gestellt. Dementsprechend konnte der Drucker seine Auto-Leveling-Funktion und das Input Shaping natürlich nicht optimal nutzen. Dennoch: Das Benchy war in circa 15 Minuten fertig und das Ergebnis war „okay“, es gab allerdings ein paar leichte Fäden (Stringing), was der instabilen Basis geschuldet war. Die Lektion ist klar: Ein Hochgeschwindigkeitsdrucker braucht eine solide Grundlage.

Hardware

Die inneren Werte sind es, die den QIDI Q2 wirklich nah an die Premiumklasse heben und ihn zu einer echten Konkurrenz für Bambulab und Co. machen. QIDI hat hier massiv aufgerüstet, um Geschwindigkeit und Präzision unter einen Hut zu bringen.

Das Herzstück für zuverlässige Druckergebnisse ist das neue Nivellierungssystem (New Gen Leveling Sensor). Hier geht QIDI einen cleveren Weg: Die Düse selbst fungiert als Sensor! Das eliminiert jeglichen Sonden-Offset (No probe offset) und somit das lästige Herumraten bei der Z-Achse. Es ist ein echtes Plug-and-play-Leveling, das auf präzisem, echtem Kontakt basiert. Da es unbeeinflusst von der Bettoberfläche oder externen Vibrationen arbeitet, verspricht QIDI eine hohe Genauigkeit der ersten Schicht.

Um die beworbene Höchstgeschwindigkeit von 600 mm/s überhaupt erst zu ermöglichen, setzt der Q2 auf eine robuste CoreXY-Konstruktion mit Vollmetallrahmen. Das sorgt für die gewohnte, stabile und zuverlässige Fertigungsqualität.

  • 1.5GT Custom Belt: Der Drucker verwendet einen neuen, maßgeschneiderten 1.5GT-Riemen mit höherer Zahndichte. Dieser sorgt für eine sanftere, präzisere Bewegung und ist entscheidend, um die gefürchteten Vibrationsfrequenz-Artefakte (VFA) zu minimieren und so für glattere Oberflächen zu sorgen, als man es in dieser (Preis-)Klasse gewohnt ist.

  • Lineare Führungsschiene: Die Upgrade auf eine lineare Führungsschiene (zumindest auf der X-Achse) trägt dazu bei, dass die geschmeidige Leistung und Genauigkeit auch bei langfristiger Nutzung erhalten bleiben.

  • Smart Resonance Control: Zusammen mit dem 1.5GT-Riemen sorgt die intelligente Resonanzkontrolle (Input Shaping) dafür, dass selbst feine Wellenlinien, die andere Drucker produzieren, entfernt werden.

Heißes Hotend und beheizte Kammer

Für anspruchsvolle, technische Filamente ist die Temperatur das A und O:

  • Heizung bis zu 370C°: Das neu erfundene Hotend erreicht Temperaturen von bis zu 370°C. Es verfügt über einen Keramik-Throat und ein neues Wärmeableitungsmodul, was die Verstopfungsgefahr (Clogging) deutlich reduzieren soll. Die standardmäßig verbaute Bimetall-Düse aus gehärtetem Stahl garantiert zudem eine erhöhte Haltbarkeit.

  • 65°C Kammerheizung: Die aktive Kammerheizung der zweiten Generation (Second-Gen active chamber heating) kann den Bauraum auf bis zu 65°C erwärmen. Dank eines fortschrittlichen Luftzirkulationsdesigns schafft dies ideale Bedingungen für das Drucken von High-Temperature-Filamenten wie ABS, ASA, PA und PC.

KI-Überwachung für mehr Sicherheit

Ein echtes Premium-Feature ist die integrierte KI-Kamera. Diese sorgt nicht nur für coole Zeitraffer-Videos, sondern dient vor allem der Sicherheit: Sie ist in der Lage, Druckfehler wie das berüchtigte „Spaghetti“ zu erkennen und den Druck im Notfall zu stoppen. Das schont Material und schützt den Drucker vor unnötigen Schäden. Und ich kann sagen: Sie funktioniert absolut zuverlässig und ist für mich ein echtes Highlight des Geräts. Es gibt somit keine bösen Überraschungen, vor allem bei längeren Drucks.

AMS

Ein Feature, das den Q2 erst so richtig interessant macht, ist seine Fähigkeit zum Mehrfarbendruck. Der Drucker beherrscht AMS (Automatic Material System), wofür man die optionale QIDI AMS Box dazu kaufen kann. Zu Beginn war diese Box allerdings weder lieferbar noch für Tests verfügbar – Unserem Pressekontakt zufolge gab es wohl technische Probleme, die erst untersucht und ausgebessert werden mussten. Unsere Test-Box ist nun endlich da, und auch wenn wir noch nicht zu 100 % wissen, ob nun alle Kinderkrankheiten beseitigt sind, gehen wir einfach mal davon aus, dass sie jetzt fehlerfrei läuft.

Die Installation der AMS Box selbst ist erfreulich simpel: Man platziert sie im Grunde einfach oben auf der Glasscheibe des Druckers. Das nötige Zubehör, um die Filamente korrekt einzuführen, liegt natürlich bei. Was uns jedoch aufgefallen ist – und das gilt egal ob mit oder ohne AMS: Es fehlt ein Mülleimer für das abgestrichene Filament (der sogenannte „Poop Chute“). Das landet einfach hinter dem Drucker. Aber sind wir ehrlich: Wir haben hier einen 3D-Drucker vor uns. Man kann sich den Behälter ja einfach selbst drucken. Wahrscheinlich war das auch genau die Idee von QIDI.

Wesentlich kurioser – und etwas frustrierender – wurde es bei der Installation der Peripherie. Auf der Rückseite muss der Eingangshub für die maximal 4 Farben angebracht werden. Doch hier begann das große Rätselraten: Dieses kleine Kästchen ließ sich an der in der Anleitung beschriebenen Stelle schlichtweg nicht anbringen. Es passte einfach nicht. Wer auf Hilfe aus dem Netz hoffte, wurde enttäuscht: Die Online-Anleitung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gepflegt, dort existierte das AMS faktisch noch gar nicht. Wir standen also erst einmal vor dem Gerät und hatten keine Ahnung, wie und wo wir das Teil eigentlich montieren sollten. Hier hat die Realität die Dokumentation wohl überholt.

Doch nicht nur die Montage hatte ihre Tücken, auch im laufenden Betrieb merkt man, dass das System noch recht jung ist. Es gibt zwischendurch immer mal wieder Probleme mit der Firmware, und das AMS neigt dazu, gelegentlich etwas zu „spinnen“. Hier ruht unsere Hoffnung ganz klar auf zukünftigen Updates, die hoffentlich bald mehr Stabilität in die Abläufe bringen.

In unserem Test war es allerdings einmal nicht die Software, sondern tatsächlich Hardware, die uns einen Strich durch die Rechnung machte. Plötzlich verweigerte das AMS den Dienst, weil ein kleines Stück durchsichtiges Filament den Zugang für eine Farbe verstopft hatte. Woher dieser „blinde Passagier“ kam? Absolut keine Ahnung, wir hatten kein transparentes Material genutzt. Besonders ärgerlich war dabei die Fehlermeldung des Geräts: Sie war leider wenig aussagekräftig und gab keinen klaren Hinweis auf die physische Blockade. Man musste also selbst auf Detektivsuche gehen. Nachdem wir den winzigen Übeltäter gefunden und entfernt hatten, lief das AMS aber glücklicherweise wieder anstandslos weiter.

Software

Die Erfahrung mit dem QIDI Q2 beginnt nicht erst am Touchscreen, sondern bereits bei der Vorbereitung am PC. QIDI liefert hier mit QIDI Studio eine eigene Slicing-Software, die auf soliden, etablierten Fundamenten basiert.

QIDI Studio ist die Slicing-Software des Herstellers, die perfekt auf die neuere Druckerflotte und deren Filamente abgestimmt ist. Sie zeichnet sich durch eine einfache Benutzeroberfläche und einen großen Funktionsumfang aus.

Das Besondere an QIDI Studio ist sein „Stammbaum“: Es basiert auf Bambu Studio (von Bambu Lab), welches wiederum auf PrusaSlicer (von Prusa Research) aufbaut, das ursprünglich aus Slic3r entstanden ist. Dank dieser Abstammung profitiert der Nutzer von jahrelanger Community-Arbeit und ausgereiften Funktionen.

Die Software bietet dabei alles Notwendige, um schnell loszulegen (Quick Start):

  • Umfassende Parameter: Hunderte von Slicing-Parametern stehen zur Verfügung, um jedes Detail des Druckprozesses zu steuern – meist genügen aber die voreingestellten Presets.
  • Detaillierte Einsicht: Nach dem Slicing kann man detaillierte Schichtinformationen wie Linientyp, Geschwindigkeit und Pfade einsehen und sogar benutzerdefinierte G-Codes, Pausen oder Filamentwechsel für einzelne Ebenen hinzufügen.
  • Fehlerbehebung: Ein QIDI Studio Troubleshooting Guide hilft dabei, grundlegende Fehler schnell zu identifizieren und zu beheben.

Der QIDI Q2 nutzt das leistungsstarke Klipper-Betriebssystem – das ist der Grundpfeiler für die hohen Geschwindigkeiten und die Bewegungen. QIDI Studio ermöglicht es dem Nutzer, sich direkt mit der Fluidd-Webseite des Druckers zu verbinden. Durch die Angabe der IP-Adresse oder URL kann der Status des Druckers und der Druckfortschritt in Echtzeit überwacht werden. Dies bietet erfahrenen Nutzern tiefe Einblicke und Kontrollmöglichkeiten, die über die reine Slicer-Funktionalität hinausgehen.

Ergänzend zur Desktop-Software gibt es QIDI Link. Dabei handelt es sich um die mobile Anwendung, die es den Nutzern von QIDI-Druckern ermöglicht, ihre Geräte fernzusteuern und zu überwachen. Über die App können Benutzer ihre Druckaufträge jederzeit und überall verwalten und den Status verfolgen.

Druckergebnisse

Nachdem wir unseren anfänglichen Fauxpas korrigiert, den Drucker auf einen stabilen Untergrund gestellt und noch einmal frisch gelevelt hatten, zeigte der QIDI Q2 endlich, was wirklich in ihm steckt. Wir haben querbeet getestet: Von einer funktionalen Halterung für ein Ladegerät bis hin zu einer filigranen Figur.

Das Urteil fällt hier sehr positiv aus: Die Ergebnisse sind sauber und sehr detailliert. Wenn die Hardware ruhig steht, liefert der Q2 eine beeindruckende Qualität ab.

Allerdings gibt es auch hier einen Punkt, der im Workflow etwas stört: Der QIDI Slicer aktiviert die aktive Bauraumheizung (Chamber Heat) nicht automatisch. Natürlich, bei Standard-Materialien wie PLA oder PETG wird diese in der Regel nicht benötigt und ist im Standard-Profil wohl auch gar nicht vorgesehen. Dennoch fiel uns im Test auf, dass man oft selbst Hand anlegen muss. Das sind manuelle Justierungen, die man als Nutzer selbst tätigen muss, anstatt dass die Software hier proaktiver unterstützt.

 

Vergleich & Fazit

Der QIDI Q2 und sein kleiner Bruder, der Q2C, sind ein Paradebeispiel für ein Phänomen, das wir in der Tech-Welt seit Jahren beobachten: Die günstigeren Anbieter holen auf. Was mit Smartphones begann, sich über E-Scooter fortsetzte und oft aus China kommt, findet nun mit voller Wucht im 3D-Druck statt. Hersteller wie QIDI beweisen, dass High-End-Features nicht länger den etablierten „Platzhirschen“ wie Prusa oder Bambulab vorbehalten sein müssen.

Der QIDI Q2 liefert in puncto Hardware (CoreXY, Linearschiene, 370°C-Hotend, 65°C-Kammerheizung) eine Ausstattung, die vor Kurzem noch ausschließlich der oberen Premiumklasse zuzuordnen war. Die Software-Basis (Klipper/Fluidd), die sehr sauberen Druckergebnisse und die zukunftssichere Bauweise machen das Gesamtpaket wirklich top.

Beim Vergleich der Preise zeigt sich: Die Q2C-Variante ist mit 399,00 € extrem attraktiv. Allerdings muss man hier auf die aktive Kammerheizung, die Glasseiten und vor allem auf die KI-Kamera verzichten – gerade die Kamera finde ich persönlich absolut top, da sie nicht nur Zeitraffer ermöglicht, sondern auch kritische Fehler erkennt und so Material spart. Daher ist der Aufpreis für den Q2 auf 499,00 € mehr als gerechtfertigt.

Die Preisdifferenz zwischen den Einzelgeräten und dem Bundle mit der QIDI AMS Box beträgt jeweils 150 € (Q2: 499 € vs. 649€ ; Q2C: 399 € vs. 549 €). 150 € sind eine Investition, die gut überlegt sein will.

Historisch gesehen sind automatische Materialsysteme, die den Wechsel zwischen vier Farben oder Materialtypen ermöglichen, meist deutlich teurer gewesen. Insofern ist die QIDI Box preislich sehr attraktiv positioniert.

Die Investition von 150 € lohnt sich, wenn:

  1. Du Multifarbdrucke realisieren möchtest: Die Box ermöglicht es, komplexe Modelle in mehreren Farben ohne manuellen Eingriff zu drucken, was einen enormen Komfortgewinn darstellt.

  2. Du unterschiedliche Materialien nutzen willst: Das AMS kann auch dazu dienen, Stützmaterialien (wie lösliches PVA) nahtlos mit dem Hauptmaterial zu kombinieren, was die Qualität komplizierter Drucke steigert.

  3. Du die Filamente trocken lagern möchtest: Die Box dient gleichzeitig als geschlossene Lagerung und hilft, feuchtigkeitsempfindliche Filamente wie Nylon (PA) oder ASA/ABS trocken zu halten, bevor sie in den Extruder gelangen.

Wenn man ausschließlich funktionale Teile in einer einzigen Farbe mit Standard-Filamenten (PLA, PETG) druckt, kannst man die 150 € sparen. Man verpasst dann zwar die Möglichkeit des Multi-Material-Drucks, aber die Kern-Performance des Druckers (Geschwindigkeit, Präzision, Kammerheizung beim Q2) bleibt unangetastet.

Angesichts der anfänglichen Firmware-Probleme, die wir mit dem AMS hatten, wäre unser Rat: Wer nicht sofort bunt drucken muss, kann mit dem Kauf des Einzelgeräts starten und die QIDI Box später nachkaufen. So profitiert man von den bereits behobenen Fehlern und kann die 150 € im Zweifel erst investieren, wenn die Software-Basis zu 100 % ausgereift ist.

Ja, es gibt noch kleine Firmware-Schluckaufe, eine nicht immer perfekt gepflegte Anleitung und wenig Verbesserungspotenzial. Doch diese sind angesichts der gebotenen Leistung und des aggressiven Preispunktes verzeihlich und werden wahrscheinlich über zukünftige Updates behoben.

Der QIDI Q2 ist nicht nur ein hervorragender Drucker; er ist eine klare Kampfansage an die etablierte Konkurrenz. Er beweist eindrücklich, dass man für weniger als 500 € einen vollwertigen High-Speed-Drucker mit technologischen Features bekommt, der es qualitativ mit den Besten aufnehmen kann. Der Kauf des QIDI Q2 als Einzelgerät ist somit eine absolute Empfehlung und ein echter Preis-Leistungs-Tipp.

Test: QIDI Q2 (AMS) mit überzeugender KI-Kamera
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