Isinwheel E-Bike M10 Testbericht: Kraftvoll, aber unbequem

Das Isinwheel M10 ist ein kompaktes E-Bike im Mountainbike-Stil, das sich optisch sportlich gibt und funktional einiges verspricht: Elektrische Unterstützung, eine automatische Fahrfunktion (ähnlich wie bei einem E-Scooter), Scheibenbremsen und eine solide Reichweite von 100 Kilometern. Es richtet sich an alltagsorientierte Fahrer, die ein erschwingliches, elektrifiziertes Fahrrad für Stadt, Pendelstrecken oder Freizeit nutzen möchten.

Doch beim genaueren Hinsehen offenbaren sich einige Schwächen, insbesondere in Bezug auf Ergonomie, Ausstattung und Dokumentation. Ich habe das Bike getestet und teile hier meine vollständige Einschätzung.

Der Lieferumfang des Isinwheel M10 ist ordentlich: Das Bike wird teilvormontiert geliefert und kommt sicher verpackt im Karton an. Die Montage beschränkt sich im Wesentlichen auf das Anbringen von Vorderrad, Hinterrad, Lenker, Sattel, Pedalen sowie kleineren Justierungen. Werkzeuge sind im Lieferumfang enthalten. Allerdings sind die Inbusschlüssel etwas zu lang, sodass diese sich an vielen Stellen nicht drehen lassen. Man muss immer wieder erneut ansetzen.

Die Montage ist mit etwas technischem Grundverständnis gut zu bewältigen. Die mechanischen Teile wie Laufräder, Bremssättel und Pedale passen und lassen sich ohne Gewalt anbringen. Die Kabelführungen sind vormontiert, die Steckverbindungen ebenfalls bereits vorbereitet. Die Bedienungsanleitung ist auf den ersten Blick hilfreich – die grundlegenden Schritte werden erklärt, Bilder helfen bei der Orientierung. Allerdings stößt man beim Durchlesen auf kleine Lücken: Einige Funktionen des Bikes, insbesondere jene, die auch einen elektrischen Teil betreffen, werden schlichtweg nicht erwähnt oder erklärt.

Ein Beispiel dafür ist die sogenannte „E-Scooter-Funktion“ des Bikes. Dabei handelt es sich um eine Art „reinen Elektromodus“, bei dem das Fahrrad ohne eigenes Treten vorwärtsfährt, allein durch das Betätigen des Daumengashebels am Lenker – vergleichbar mit einem E-Scooter. Der Hebel war im Lieferumfang enthalten, wurde aber nirgends erklärt. Somit musste man einfach testen. Diese Funktion ist im Alltag praktisch – insbesondere bei Steigungen, Anfahrten an Ampeln oder wenn man sich einfach mal ausruhen möchte.

Für technisch unbedarfte Nutzer kann das irritierend oder sogar verwirrend sein. Auch Fragen wie: Wie wird die Funktion aktiviert? Ist sie im Straßenverkehr erlaubt? Gibt es eine gesetzliche Begrenzung? … bleiben vollständig unbeantwortet. Das ist bedenklich, da der reine Gasbetrieb in vielen Ländern (z. B. Deutschland) rechtlich problematisch sein kann, wenn das Bike nicht als Leichtmofa zugelassen ist.

Auch eine Stange, die sehr wichtig wirkte, wurde nicht weiter erklärt. Diese musste aber für die Montage des Vorderrads entfernt werden. Das musste man selbst herausfinden.

Kabel & Beleuchtung

Etwas Kritik äußere ich am Design und der Verarbeitung:

  • Mehrere Kabel liegen „offen“, vor allem an der Front. Das sieht nicht nur unsauber aus, sondern wirkt auch anfällig für Witterung oder mechanische Belastung.
  • Das Rücklicht ist batteriebetrieben und nicht in das Hauptsystem integriert – was umständlich ist und wenig durchdacht wirkt. Außerdem ist es an der Sattelstütze befestigt.

Ein weiterer Punkt ist der Akku, der relativ groß und klobig am Rahmen sitzt. Zwar bietet er mit offiziell 100 Kilometern eine enorme Kapazität für den Alltag, aber er wirkt weder formschön noch integriert. Es drängt sich die Frage auf, ob man den Akku nicht eleganter und moderner hätte gestalten können – zum Beispiel halbversenkt im Unterrohr oder optisch besser abgestimmt auf den Rahmen.

In Zeiten, in denen viele E-Bikes auf versteckte oder rahmenintegrierte Akkus setzen, wirkt das Isinwheel M10 in diesem Punkt eher wie ein Modell aus der Anfangszeit der E-Mobilität.

Klingel / Hupe

Statt einer klassischen Fahrradklingel besitzt das Isinwheel M10 eine extrem laute elektrische Hupe, die in die Vorderlampe integriert ist. Das klingt zwar futuristisch, ist in der Praxis aber eher unpraktisch: Die Lautstärke ist unangemessen hoch – eher wie ein Roller-Hupen-Signal und für den Alltag in der Stadt, z. B. beim Überholen von Fußgängern, ist das schlicht zu aggressiv.

Eine zusätzliche, normale Fahrradklingel wäre hier deutlich sinnvoller gewesen.

Technisch liefert das M10 hingegen durchaus ab. Der Elektromotor arbeitet mit seinen 250 – 500 Watt kräftig, beschleunigt gleichmäßig und zuverlässig. Es gibt verschiedene Unterstützungsstufen, die sich über das Bedienfeld auswählen lassen.

Geschwindigkeit

  • Die elektrische Unterstützung funktioniert bis etwa 25 km/h, wie es gesetzlich üblich ist. Laut Webseite seit eine (illegale) Freischaltung bis 35 km/h aber auch möglich, wird aber so nicht erklärt.
  • Mit der Gasfunktion (also ohne Treten) erreicht man eine Geschwindigkeit von bis zu 35 km/h – vermutlich daher auch nicht vormontiert, weil nicht zugelassen.
  • Die Beschleunigung ist angenehm direkt – der Antrieb setzt schnell ein, ohne ruckartig zu sein.

Die Reichweite ist – wie bei fast allen E-Bikes – abhängig von vielen Faktoren, darunter: Unterstützungsstufe, Körpergewicht, Streckenprofil (Steigung/Gefälle) und Temperatur. Realistisch kann man mit etwa 60 bis 70 Kilometern rechnen, was für Stadtfahrten, Pendelstrecken oder Einkäufe völlig ausreicht. Wer nur kurze Wege zurücklegt, wird selten an die Reichweitengrenze kommen.

Rahmen & Geometrie

Nun zum vielleicht wichtigsten Kapitel: dem Fahrkomfort. Und hier zeigt sich leider sehr deutlich, dass das Isinwheel M10 zwar funktional gut gemeint ist – aber bei der Umsetzung der ergonomischen Aspekte für mich nicht zu empfehlen ist.

Das Fahrrad hat eine offizielle Größe von 26 Zoll, was grundsätzlich als typischer Kompromiss zwischen Wendigkeit und Fahrkomfort gilt – besonders bei Mountainbikes. Doch in diesem Fall führt die kompakte Rahmengröße dazu, dass das Bike gerade für mittelgroße bis große Personen sehr unbequem ist.

Die Lenkerhöhe ist nicht verstellbar – es gibt keine Möglichkeit, sie an die eigene Körpergröße oder Sitzhaltung anzupassen. Der Sattel ist extrem hart und ebenfalls nur begrenzt in der Höhe verstellbar. Die Beinfreiheit ist stark eingeschränkt – man sitzt gefühlt „auf dem Bike“, aber nicht ergonomisch „in Fahrhaltung“.

Das Resultat: Längere Fahrten werden unangenehm, man spürt Verspannungen in Rücken, Schultern und Gesäß. Es entsteht kein entspanntes Fahrgefühl, sondern vielmehr der Eindruck, auf einem zu kleinen Fahrrad zu sitzen – mit zu wenig Platz und zu steiler Sitzhaltung.

Gerade größere Fahrer*innen (ab ca. 1,75 m) werden hier keine Freude haben. Die starre Lenkerkonstruktion, der harte Sattel und die kompakte Rahmengeometrie führen zu einem deutlichen Minuspunkt in puncto Alltagstauglichkeit. Das Isinwheel M10 ist kein ergonomisches Alltagsrad – es ist ein sportlich designtes Kompakt-E-Bike mit optischen MTB-Anleihen. Das sollte vorher gut bedacht werden.

Fazit

Das Isinwheel M10 bietet auf den ersten Blick eine solide technische Grundlage: Der Elektromotor unterstützt kräftig, die Beschleunigung per Gashebel funktioniert zuverlässig, und die (offiziell) 100 Kilometer Reichweite ist für den Alltag absolut ausreichend. Wer lediglich ein einfaches, funktionales E-Bike für kurze Strecken sucht, wird hier grundsätzlich fündig.

Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich einige kleinere Schwächen, die das Fahrerlebnis stark einschränken – vor allem beim Komfort. Die starre Sitzposition, der harte Sattel, die nicht verstellbare Lenkerhöhe und die insgesamt enge Rahmengeometrie machen längere Fahrten schnell unbequem. Besonders für größere Personen ist das Bike kaum ergonomisch nutzbar.

Auch optisch wirkt das Rad nicht zeitgemäß: Der große, klobige Akku ist schlecht ins Design integriert, mehrere offenliegende Kabel und ein separat batteriebetriebenes Rücklicht wirken unausgereift. Funktionen wie die E-Scooter-Funktion per Gashebel werden in der Anleitung nicht einmal erwähnt.

Insgesamt bleibt der Eindruck eines technisch brauchbaren, aber unausgereiften E-Bikes, das funktional durchaus überzeugt, aber weder im Design noch im Komfort mit modernen Konkurrenten mithalten kann. Wer ein günstiges Einstiegsmodell sucht, kann es durchaus in Betracht ziehen.

Isinwheel E-Bike M10 Testbericht: Kraftvoll, aber unbequem
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10 Kommentare zu “Isinwheel E-Bike M10 Testbericht: Kraftvoll, aber unbequem

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