Normalerweise assoziiert man den Hersteller Baseus eher mit USB-Kabeln, Ladegeräten oder Dockingstationen. Dashcam ist wiederum ein neues Territorium für das seit 2011 existierende Unternehmen. Seit Oktober 2025 ist die PrimeTrip VD1 Pro Dashcam erhältlich und will mit einem Feature besonders aus der Masse herausstechen: Die Parküberwachung ganz ohne Kabel. Ob sie auch in ihrer Grundfunktion brillieren kann, zeigt der Test des von Baseus bereitgestellten Exemplars.
Alles im Blick

Der quadratische Karton mit Verzierungen an den Linsen der beiden Kameras dominiert in den Farben Weiß und ganz besonders Gelb. Vorne werden die herausstechenden Highlight-Features präsentiert, während diese hinten nochmals genauer in Form von Bildern erklärt werden. Hier ist zudem der genaue Packungsinhalt zu sehen, der folgendermaßen ausschaut:
- Plastikbehälter mit Plastikdeckel, die eine Aussparung beinhaltet mit
- Die 135-seitige Bedienungsanleitung in 21 Sprachen
- Statische Klebefolie
- Klebepad für die Dashcam (eher als Ersatz gedacht)
- Motivsticker
- 4K-Dashcam für die Frontansicht
- Hebelwerkzeug zum Aufhebeln der Bereiche im Fahrzeug zum Verstecken der Kabel
- USB-A-zu-USB-C-Kabel mit 3,6 Metern Länge
- KFZ-Ladegerät mit USB-Anschluss
- FHD-Rückkamera mit drei Meter langen Verbindungskabel zur 4K-Dashcam
Im Behälter liegt noch eine 32 Gigabyte große Micro-SD-Karte der Marke Metorage bei.
Die 4K-Dashcam wirkt mit seinen Maßen von 5,06 x 7,71 x 5,06 Zentimetern wie ein großer Würfel, der mit 173 Gramm einem gar nicht so leicht vorkommt. Ganz im Gegensatz zur luftig-leichten FHD-Rückkamera, die ohne Kabel 22 Gramm auf die Waage bringt.
Vier Augen auf die Straße gerichtet
Baseus erklärt in der Anleitung ganz solide, wie die Dashcam angebracht werden soll. Im Idealfall mit dem Kabel rund um die Frontscheibe geführt und nicht mitten im Sichtfeld. Die Beigabe des separaten Klebepads kann nur als Ersatz in Frage kommen, wenn die Dashcam an sich bereits ein Klebepad besitzt, welches mit der vorher an der Scheibe befestigten statischen Klebefolie in Verbindung gebracht werden soll. Die Kamera wird kopfüber mit dem USB-C-Anschluss in Richtung Scheibe befestigt und kann danach noch ausgerichtet werden. Ganz ohne statische Klebefolie muss die Rückkamera auskommen. Sie hält mit ihrer Klebefläche dennoch ordentlich.
In unserem Testfahrzeug – einem Renault Clio V von 2021 – haben die Kabellängen beider Kameras vollkommen ausgereicht. Sogar das drei Meter lange Kabel für die Rückkamera ist für einen vier Meter langen Kleinwagen großzügig dimensioniert, könnte allerdings bei einem fünf Meter langen Vehikel eventuell kritischer werden. In unserem Test hätte es kaum das Hebelwerkzeug gebraucht, welches an einer Stelle sogar eine glatte glänzende Oberfläche aufweist.
Verbindet man das USB-Kabel mit dem KFZ-Ladegerät und das wiederum mit der 12-Volt-Buchse am Fahrzeug, sollte im Idealfall die Dashcam von allein anspringen. In der Einrichtung wird nach Datum, Uhrzeit und der Sprache gefragt. Wurde bereits im Vorfeld eine Micro-SD-Karte eingelegt, sollte diese zuerst über das Menü formatiert werden. Die deutsche Übersetzung des Menüs ist überwiegend sinnig, stellenweise aber seltsam („Restore Factory Settings“ wurde mit „Schnallen Sie es ab“ übersetzt).
Sonst sieht man im Bereitschaftsmodus für ein paar Minuten das derzeitige Bild der 4K-Dashcam mit Datum, Uhrzeit und Aufnahmequalität. Bei den Aufnahmen sieht man zusätzlich noch das jeweilige Fabrikat, mit dem diese bewegten Bilder aufgezeichnet wurden, sowie GPS-Koordinaten und GPS-Geschwindigkeit (voreingestellt in Kilometer pro Stunde). Über einen Knopf kann auch das Bild der Rückkamera besichtigt werden. Über einen weiteren Knopf kann zudem die Audioaufzeichnung deaktiviert werden, sollte man nur das Bildmaterial benötigen.
On the road again…
Unterwegs macht die Dashcam eine ordentliche Figur. Standardmäßig werden die Aufzeichnungen in dreiminütige Clips segmentiert. Diese Clips sind der höchstmöglichen Qualitätsstufe (3840 x 2160 Pixel bei 25 Bildern die Sekunde) etwas über 600 Megabyte groß. Uhrzeit, Datum, GPS-Koordinaten und GPS-Geschwindigkeit werden binnen weniger Sekunden nach dem Betrieb erfasst. Die Koordinaten weichen zwar mehrere Meter ab, dafür ist die Geschwindigkeit geradezu akkurat.
Im Falle einer Kollision sollte die Dashcam automatisch die entsprechende Videodatei in einem separaten Ordner zur dauerhaften Speicherung aufbewahren. Zumindest hat es in unserem Test gereicht, etwa heruntergefallene Laubblätter von der Frontscheibe zu entfernen, um die Dashcam zur „Beweissicherung“ zu überreden. Für eine manuelle Sicherung ist allerdings die separate Aktivierung der Sprachsteuerung notwendig, die nur auf Englisch und nicht immer reibungslos funktioniert. Nach einem Update über die App hat der entsprechende Befehl „Lock the video“ sowie auch der Befehl „Take picture“ in fünf von zehn Fällen geklappt. Dafür scheiterte es gerne an etwas schwierigeren Befehlen wie „Show rear camera“. Der Befehl funktionierte im besten Fall nur in eines von 30 Fällen.
Baseus bewirbt die vordere Dashcam mit dem Sony Starvis IMX335 Sensor, der insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen glänzen soll. Die Qualität bei Tageslicht geht vollkommen in Ordnung, selbst bei Gegenlicht versuchte die Kamera keinerlei wirren Helligkeitsexperimente, um alle wichtigen Details erkennen zu können. Dennoch hat auch sie es zu später Stunde schwer, im Dunkeln alles gut zu sehen, ohne dass das Bild zu krass verrauscht wirkt. Sie bemüht sich dennoch, zumindest die Kennzeichen der umliegenden Fahrzeuge hervorzustechen. Mit 140° Weitwinkel (plus 30° seitlich) wird definitiv einiges mit ins Visier genommen.
Vergleich: Baseus PrimeTrip VD1 Pro und Azdome GS63H
Where the streets have no name…
Komplett vergessen kann man allerdings die Rückkamera mit 120°-Weitwinkel. Deren Auflösung von 1920 x 1080 sieht sogar deutlich verschwommener aus als dieselbe eingestellte Auflösung bei einer Azdome GS63H. Während das schon bei Tageslicht für kein gutes Omen spricht, sieht das im Dunkeln gänzlich katastrophal aus. Man kann selbst in Gegenden, wo die Straße beleuchtet ist, so gut wie nichts erkennen.
Wer sich die Aufnahmen anschauen möchte, lädt sich diese bei eingeschalteter Dashcam entweder über die Smartphone-App herunter, was ein wenig dauern kann. Oder man nimmt die Micro-SD-Karte aus dem Gerät und liest diese am Computer aus. Mit den Buchstaben F (Front) und R (Rear) wird bei den Dateinamen auch klar gekennzeichnet, von welcher Kamera welche Aufnahme stammt.
Schaltet man die Dashcam ohne eingelegte Micro-SD-Karte ein, kann sie nicht bedient werden. Man sieht nur eine Aufforderung zum Einlegen einer Karte. Die Dashcam formatiert bei dieser Aufforderung die frisch eingelegte Micro-SD-Karte, wenn diese noch neu, unbenutzt oder noch nicht formatiert wurde.
Besonders stolz ist der Hersteller auf die Parküberwachung, die bis zu 14 Tage ohne Kabelverbindung funktionieren soll, sofern die Funktion explizit im Menü aktiviert wird (standardmäßig ist sie deaktiviert). Wird sonst mit dem 380 Milliamperestunden schwachen Akku wahrlich schwierig. Realisiert wird das ganze mit einer Solarzelle. In der Praxis hat jedoch noch keiner etwaige Kollisionen verursacht, um das System ausreizen zu können.
Fazit: Ein halber Blindflug
Dashcams sind ein vernünftiger Beitrag zur Beweissicherung bei Schadensfällen. In solchen Fällen macht Baseus‘ Dashcam-Debüt eine gute Figur. Die 4K-Frontkamera liefert bei Tageslicht solide Ergebnisse in dieser Gerätekategorie. Die Nachtaufnahmen rauschen stark, liefern aber immer noch in den meisten Fällen die wichtigen Details. Die Tonqualität der Aufzeichnungen könnte besser sein, reicht für die Zwecke aber vollkommen. Stark verbesserungswürdig ist die mitgelieferte FHD-Rückkamera, deren Aufnahmen verschwommen und zu dunkel wirken. Zudem muss damit gerechnet werden, dass diese noch nachträglich gespiegelt werden müssen.
Während sich das Menü der Dashcam ganz okay über die Knöpfe bedienen lässt, ist die deutsche Übersetzung stellenweise schlecht ausgefallen. Die eigenständige Sicherung von Dashcam-Aufnahmen rein über die separat aktivierbaren Sprachbefehle zu realisieren ist keine sonderlich tolle Idee. Der Hersteller würde uns zwar benachrichtigen, sollte man da softwareseitig etwas realisieren, so ist es jedoch keine tolle Lösung. Insbesondere mit lauten Umgebungsgeräuschen oder wenn die Stimme nicht „mächtig“ genug ist, „Lock the video“ auszusprechen. Dass die Sprachsteuerung auch noch als „KI-Sprachsteuerung“ beworben wird, macht die Sache umso miserabler. Für Einsender dubioser Verkehrsbeobachtungen an Dashcam-Kanäle ist das somit keine wirklich geeignete Wahl.
Sehen wir mal davon ab, dass sich die Anleitung nicht wirklich darüber einig ist, ob nun maximal 128, 256 oder 512 Gigabyte große Micro-SD-Karten unterstützt werden, können wir beruhigt sagen, dass eine 256 Gigabyte große Speicherkarte von Samsung (EVO Select 2024) mit der Dashcam harmoniert hat. Die mitgelieferte 32-Gigabyte-Karte ist nett gemeint, aber vielleicht für den ein oder anderen doch eine Nummer zu klein. Immerhin können wir bestätigen, dass die versprochenen vier Stunden Videomaterial darauf passen.
Die Baseus PrimeTrip VD1 Pro hat eine unverbindliche Preisempfehlung von 169,99 Euro. Damit gehört sie zu den eher günstigeren Vertretern der Zweikanal-Dashcams. Botslab hat in ihrem Portfolio eine Zweikanal-Dashcam mit höher aufgelöster Rückkamera im Petto für etwas weniger Geld. Das Feature der Parküberwachung bis zu 14 Tage ohne extra Stromzufuhr mithilfe eines Solarpanels ist indessen einzigartig bei Baseus. Zum Zeitpunkt des Tests ist die Dashcam auf Amazon für 129,99 Euro zu haben, was sie doch schon eher empfehlenswert macht. Trotz Abzüge in einigen Belangen.




















