Deskmodder spricht mit der DG: „Wir können Routerfreiheit!“

Am heutigen Donnerstag hatte ich ein intensives Gespräch mit mehreren Mitarbeitern der Deutschen Glasfaser. Das Thema war die Routerfreiheit im Netz der DG. In der letzten Woche haben wir die Einschränkungen und Maßnahmen des Unternehmens scharf kritisiert, doch da ist vieles nicht so gelaufen, wie es eigentlich sollte. Die DG kann Routerfreiheit – lediglich bei der Modemfreiheit gibt es aktuell noch Einschränkungen.

Fangen wir mal vorne an: Seitdem die FRITZ!Box 5530 auf dem Markt ist, hat die Diskussion um die Routerfreiheit (eigenes Modem am passiven Anschluss) wieder Fahrt aufgenommen. Auch der größte Glasfaser-Anbieter Deutschlands ist davon nicht verschont geblieben. Doch das Unternehmen wollte Geld für den Rückbau des bisherigen Anschlusses. Service und Leistungen wären mit dem kundeneigenen Router nicht vollumfänglich verfügbar, wie es in diversen Mails zu lesen war. Doch das ist gar nicht so gemeint gewesen. Die DG möchte die Kommunikation verbessern.

Wir haben heute mit dem Pressesprecher Dennis Slobodian, dem Produktmanager Armin Naraghi und dem Techniker Sascha Müller über das Thema Routerfreiheit gesprochen. Vorweg: Die Deutsche Glasfaser setzt die Routerfreiheit gesetzlich um. Die Kommunikation zu diesem Thema sei aber nicht optimal gelaufen und soll in Zukunft deutlich verbessert werden. Eine pauschale Aussage für jeden Kunden ist so gar nicht möglich.

Grundsätzlich sei ein eigener Router/ein eigenes Modem beim Kunden umzusetzen. Auch die 60€ Gebühr seien nur ein Angebot, welches man als Kunde nicht zwingend annehmen muss. Allerdings gibt es einige Probleme, die die Installation eines eigenen Modems gerade an der Glasfaser schwierig machen. Nicht alle Kunden haben einen Hausübergabepunkt (HÜP) und eine ONT an der Wand.

Es gibt viele Anschlüsse, wo der „Steckplatz“ für die Glasfaser im Gehäuse untergebracht ist. Ein einfaches Umstecken ist hier nicht möglich. Da die HÜPs in der Regel auch verschlossen sind, kann der Kunde ohne massive Gewalt nicht an die Faser ran kommen und genau deshalb zog die DG erstmal die Notbremse.

Allerdings gibt es auch schon Kunden, die eben in den Genuss von zwei Installationen gekommen sind. Dort ist der HÜP und die ONT angebracht und im besten Fall ist die Glasfaser offen zugänglich. Hier sagte uns die DG, dass einer Installation nichts schwieriges im Wege steht. Der Provider braucht lediglich die GPON-Nummer des Modems oder der FRITZ!Box.

Doch genau hier wird die Kommunikation in Zukunft verbessert: Eine pauschale Aussage „geht“ oder „geht nicht“ ist so nicht möglich. Jeder Kunde, der ein eigenes Modem anschließen möchte, muss geprüft werden, ob es ohne Weiteres möglich ist. Im schlimmsten Fall muss ein komplett neuer HÜP gespleißt werden, damit der Kunde auch ein Kabel selbstständig anschließen kann.

Des Weiteren stellt sich die Frage, welchen Vorteil sich die Kunden von einem eigenen Gerät erhoffen. An der ONT von der DG kann der Kunde jedes Endgerät anschließen und kann bis zu 1000 Mbit/s über Netzwerkkabel verwalten. Die Deutsche Glasfaser hat uns versichert, dass die ONTs so oft geprüft werden, dass auch alle Daten übertragen werden. Aus technischen Gründen erreicht ein Kunde über den Speedtest dann um die 950 Mbit/s. Ein eigenes Modem oder eine eigene FRITZ!Box 5530 wird da nicht viel mehr machen – zumindest nicht bis zum Gigabit.

Wenn es um Datenraten darüber hinweg geht, dann müsste sowieso auch die ONT ausgetauscht werden. Die FRITZ!Box könnte zwar schon 2,5 Gigabit per Glasfaser verwalten, allerdings gibt es nicht einmal solche Tarife und auch die Technik im Hintergrund ist noch nicht dafür aufgerüstet. Armin Naraghi sagte uns daraufhin noch, dass die Kunden mehr geschult werden müssen. Klar hört es sich gut an, wenn ein Router „Glasfaser kann“, aber nur deswegen ist es kein Vorteil.

Der Gedanke „ein eigenes Modem ist besser als das vom Anbieter“, wie man es aus DSL-Zeiten (Speedport vs. FRITZ!Box) kennt, gibt es bei Glasfaser so nicht. Licht ist Licht und die ONT an der Wand ist nur ein Medienkonverter und somit völlig dumm. Da ist weder ein Protokoll drin noch irgendeine aufwendige Umwandlung. Somit werden die Daten 1:1 durchgeschliffen, was die Auswahl an Routern direkt durch die Decke schießen lässt.

Jeder Ethernet-Router kann dann angeschlossen werden. Und falls mal ein Defekt vorliegen sollte, kann man einfach ein anderes Gerät anschließen, ohne dass der Provider das neue Gerät provisionieren muss. Wer allerdings darauf besteht eine eigene FRITZ!Box zu verwenden, der kann das natürlich bei der DG nutzen. Die Tests laufen zurzeit und werden vermutlich bald den Abschluss finden. Dann steht der „echten“ Routerfreiheit nichts im Weg.

"Meine persönliche Meinung ist: Wer technische Erfahrungen hat und weiß was er tut, sollte sich die Freiheit nicht entgehen lassen. Allerdings muss man auch schauen, ob es sich lohnt, überhaupt auf ein eigenes Modem zu setzen. Eine FRITZ!Box 7530 AX per Netzwerkkabel macht nichts anders als eine 5530 direkt an der Faser – außer dass man alle Werte direkt in dem eigenen Router sieht. Problematisch ist die Werbeoffensive von AVM. Unwissende Nutzer sollten sich nicht von Glasfaser-Router blenden lassen, denn alle Ethernet-Router können quasi Glasfaser per WAN-Port. Persönlich würde mir der Support- und Zeitaufwand bei einem Ausfall des eigenen Modems ebenfalls zu denken geben, denn die Provisionierung muss auf Seiten des Providers erfolgen und wird nicht in 30 Minuten gemacht sein."
Deskmodder spricht mit der DG: „Wir können Routerfreiheit!“
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21 Kommentare zu “Deskmodder spricht mit der DG: „Wir können Routerfreiheit!“

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