Microsoft, Facebook und Google haben dieses Jahr allesamt neue Ansätze für digitale Assistenten in Form von selbstlernenden Bots mit Kontexterkennung und natürlichen Konversationen vorgestellt. Also eigentlich alle großen Technik- und Internetkonzerne bis auf Apple – doch man sollte die Kalifornier nicht abschreiben.
Es würde zwar super ins aktuelle Bild passen und zusammen mit den rückläufigen Verkaufszahlen bei den iPhones ließe sich ein tolles Untergangsszenario konstruieren. Allerdings ist es auch kein Geheimnis, dass Apple schon längere Zeit an einem großen Update für Siri arbeitet.
Vor etwa einem Jahr hat Apple den Spracherkennungs-Spezialisten „VocalIQ“ aus Großbritannien übernommen und ins Siri-Team eingegliedert – dieser Laden beschäftigte sich ganz zufällig mit solchen Technologien, wie sie allesamt dieses Jahr vorgestellt wurden. Man sagt, VocalIQs Technologie würde auf ein dauerhaftes Gedächtnis setzen. Konversationen mit Bezug auf frühere Inhalte wären also nicht mehr auf eine Sitzung beschränkt und Rückbezüge auf die Vergangenheit sind möglich. VocalIQ scheint damals jedenfalls relativ von sich überzeugt gewesen zu sein – vor der Übernahme schrieb man im eigenen Blog noch Folgendes:
"All major technology companies are pouring billions into building up of services like Siri, Google Now, Cortana and Alexa. Each was launched with a huge bang, promising great things but fell well short of consumer expectations. Some ended being used only as toys, like Siri. The rest, forgotten. Unsurprisingly.[…]
The reason for this state of affairs is that while Apple, Google and the some others have mastered how the use machine learning for speech-recognition, they are still stuck with medieval approach when it comes of conversational voice dialog. They are still using pre-programmed flow-chart based response that don’t learn.
The consumer demand for a self-learning multi-domain conversational voice system where consumers can freely talk about movies, restaurants, music, hotel bookings and the meaning of life, is huge and undeniable. The first one to meet that demand will rule the smartphone and wearables market for the next decade."
Damit wird Apple die Lücke zur Konkurrenz wohl geschlossen haben. Wer praktisch unendliche Ressourcen hat, kann vermeintliche Rückstände durch geschickte Zukäufe relativ schnell aufholen – das darf man bei Apple nie vergessen.
Außerdem wird Apple wahrscheinlich ab der WWDC Zugriff auf Siri erlauben. Drittanbieter-Apps (z.B. Uber) können dann mit Siri-Befehlen gesteuert werden. Cortana und Amazon Echo bieten so etwas ebenfalls. Apropos Amazon Echo: Man munkelt, Apple könnte den Apple TV etwas aufbohren und ebenfalls zum digitalen Assistenten im Wohnzimmer machen. Kameras würden dann die verschiedenen Familienmitglieder erkennen und unterschiedliche Gespräche ermöglichen sowie Hilfestellungen bieten. Und im Gegensatz zur Konkurrenz wäre gleich ein großer Bildschirm angeschlossen, auf dem zusätzliche Informationen angezeigt werden könnten.
Warten wir mal ab, was bei der WWDC in zwei Wochen gezeigt wird – spannend wird die Zukunft der künstlichen Intelligenz auf jeden Fall.