Synology-NAS-Systeme gehören seit Jahren zu den beliebtesten Lösungen für private Anwender und kleine Unternehmen. Wer jedoch die Software DSM (DiskStation Manager) auf eigener Hardware betreiben möchte, stößt schnell an Grenzen. Genau hier setzt das Projekt ArcLoader an, das einen alternativen Bootloader bereitstellt, um DSM auch auf Nicht-Synology-Systemen zu starten.

Wir haben den Ansatz in der Praxis getestet und eine Installation unter Proxmox VE 9.0 umgesetzt. Zum Einsatz kam eine virtuelle Maschine mit 8 GB RAM, vier vCPU-Kernen (Host-Passthrough) sowie vier vSSD-SATA-Laufwerken. ArcLoader emuliert dabei ein Synology DS1019+. Schon beim ersten Start zeigte sich: Das System verhält sich nahezu identisch zu einem echten Synology-NAS.
Installation und Inbetriebnahme
Die Einrichtung verlief unkompliziert. Nach dem Start präsentiert ArcLoader die virtuelle Hardware und übergibt den Bootvorgang an DSM. In unserem Test kam die Version DSM 7.2.2 Update 4 zum Einsatz. Das System ließ sich im Netzwerk finden und wie gewohnt über die Weboberfläche einrichten.

Auch essenzielle Dienste wie Benutzerverwaltung, Dateifreigaben und Netzwerk-Integration funktionierten auf Anhieb. Besonders positiv fiel auf, dass selbst Synology-Features wie QuickConnect, Kontoanbindung und Remote-Zugriff ohne Einschränkungen nutzbar waren.
Speicher und RAID-Konfiguration
Die vier virtuellen SSDs haben wir zu einem SHR-RAID (Synology Hybrid RAID) zusammengefasst – wobei diese von DSM als HDD erkannt werden. Dieses ließ sich wie bei einem originalen Synology-System flexibel verwalten und bot die bekannten Funktionen zur Erweiterung oder Anpassung. Im Alltag reagierte das Array stabil und zuverlässig.

Performance im Alltag
Mit den gewählten Ressourcen – 8 GB Arbeitsspeicher und vier vCPUs – zeigte DSM eine flüssige Bedienung. Selbst bei parallelen Dateiübertragungen und aktivierten Diensten blieb die Last niedrig. Im Proxmox-Dashboard lag die CPU-Auslastung dauerhaft unter einem Prozent, während rund drei Viertel des Arbeitsspeichers belegt waren. Für typische Heim- oder Büroanwendungen reicht diese Ausstattung mehr als aus.

Einschränkungen und Risiken
Trotz der positiven Ergebnisse sollte ArcLoader nicht als dauerhafte Lösung verstanden werden. Es handelt sich um ein Community-Projekt ohne offiziellen Support durch Synology. Insbesondere bei künftigen DSM-Updates kann es zu Problemen kommen, die im schlimmsten Fall das System unbrauchbar machen.
Daher gilt: Wer ArcLoader testet oder einsetzt, sollte unbedingt regelmäßig externe Backups seiner wichtigen Daten anlegen. Nur so lässt sich verhindern, dass ein fehlgeschlagenes Update oder eine Inkompatibilität zu Datenverlust führt.
Kontroverse: Synology und die Plattenrestriktion
In den vergangenen Monaten hat Synology mit seinen neuen Plus-Modellen für Diskussionen gesorgt. Während ältere Geräte noch mit beliebigen Festplatten oder SSDs genutzt werden konnten, akzeptieren die aktuellen Systeme zunehmend nur noch zertifizierte Synology-Laufwerke. Nutzer, die auf günstigere oder bereits vorhandene Festplatten setzen möchten, stoßen dadurch unter Umständen an enge Grenzen.
Genau hier sehen viele Bastler in Projekten wie ArcLoader einen Ausweg: Auf eigener Hardware oder in einer VM lassen sich weiterhin beliebige Laufwerke einbinden – ohne die Restriktionen, die Synology seinen Kunden in den Plus-Geräten auferlegt. Für manche Anwender ist das ein entscheidendes Argument, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen.
Synology-Feeling für Bastler
ArcLoader eröffnet die Möglichkeit, DSM außerhalb der klassischen Synology-Hardware zu nutzen – sei es in einer VM oder auf physischem Server. Die Funktionen, die Stabilität und selbst Dienste wie QuickConnect stehen vollständig bereit. Für Bastler, Technikaffine und alle, die DSM flexibel ausprobieren wollen, ist ArcLoader eine spannende Alternative. Für den produktiven Dauerbetrieb hingegen bleibt ein echtes Synology-NAS oder eines unserer getesteten TerraMaster-Modelle die sicherere Wahl – auch wenn die aktuellen Modelle von Synology durch ihre Plattenpolitik nicht unumstritten sind.
Ich habe mir ein Ugreen NAS 4800 vor 3 Wochen gegönnt. Im Bekanntenkreis haben die mich überzeugt keine mehr von Synology zu nehmen. Schon wegen des Hardwarezwangs. Und habe es nicht bereut. Über die Ugreen findet man schon genug Informationen was bei der noch raus zuholen ist(kann).
Wenn Du Englisch kannst, empfehle ich Dir das folgende Youtube-Video anzuschauen. Der Kanal heißt NASCompare und ist eine sehr gute Quelle für umfassende NAS-Vergleiche. Dort wird auf die potentiellen Gefahren von Ugreen-Geräten (aber nicht nur diese) eingegangen:
https://www.youtube.com/watch?v=ShZHCS2ynp4
Kurz zusammengefasst: Unzähliche DNS-Abfragen zu chinesischen Servern (Ugreen ist ja auch ein Produkt aus China). DNS-Abfragen gibt es auch bei allen anderen NAS-Herstellern, doch bei Ugreen fällt die schiere Menge auf. Das ist erstmal kein Anzeichen von Sicherheitsbedenken, doch man muss halt chinesischen Servern vertrauen. Zudem hat dieser Hersteller noch keine ernstzunehmenden Attacken auf seine Software erlebt (wie z.B. QNAP). Das muss man halt wissen, wenn man Ugreen einsetzt.
Sehr interessant. Danke für den Artikel.
Wäre schön, wenn das noch eingehender dokumentiert wird; also der Installationsprozess. Vlt auch mal in Hyper-V; wenn das überhaupt möglich ist.
Vor ein paar Jahren habe ich das mal mit Redpill (oder war es XPEnology?) auf einem HP Miniserver durchexerziert. Das war – aus meiner Erinnerung heraus – nicht so einfach.
Übrigens: hier den Link zum Projekt:
https://auxxxilium.tech/redpill/
Tatsächlich erklärt sich die Einrichtung von selbst. Einzig bin einrichten habe ich in PVE etwas herumprobiert, bis alles so lief, wie es soll. Wie es mit Hyper-V-Support aussieht, kann ich dir leider nicht sagen, da ich nur noch via Netzwerk (außer am Mac für unterwegs) virtualisiere und Microsoft generell soweit es geht, inzwischen aus meinen Workflows entfernt habe.
„Einzig bin einrichten habe ich in PVE etwas herumprobiert, bis alles so lief, wie es soll.“
Das wäre dann wohl interessant gewesen.
Mal schauen, ob ich den dunklen Wintermonaten mal Zeit für das Projekt finde.
Danke für den ausführlichen Artikel und Test. Kann eure Bedenken nachvollziehen und würde ich so auch unterschreiben.
Der Arc Loader hat seine Tücken. Insbesondere bei Updates und je nach gewünschten Features muss man sich bei Discord registrieren und den Arc Patch aktivieren mit Hardware ID.
Wer Docker nutzt, kann sich auch dieses Projekt mal anschauen:
https://github.com/vdsm/virtual-dsm
Habt ihr mal solche Sachen wie Snapshot-Replication getestet? Welches Filesystem lässt das System zu – BTRFS? Kann das System deduplizieren? ABB wird sicher nicht gehen, oder?
ABB geht wie auch alle anderen Dienste. Man kann ABB aber auch ohne Syno Konto nutzen.
Dedup kommt auf das gewählte Modell und natürlich auch auf deine Hardware an.
Ich habe mal mit Red Pill ein virtuelles NAS via VMWare am Laufen gehabt unter Windows. Die Festplatten habe ich via USB angeschlossen an das verwendete Notebook. Aber ich musste sie unter Windows zuerst clustern, damit ich sie im virtuellen NAS nutzen konnte. EIne Zeitlang lief es gut und funktionierte als „Backup“-NAS. aber irgendwann wurde es zu umständlich wegen den Updates und auch weil die VM gerne mal in den Ruhestand ging (egal was ich einstellte).
Nun habe ich mein altes Synology NAS als „Backup-NAS“ im Einsatz und das 1522+ gekauft.
Achja, wegen den Festplatten: Die Aussage oben stimmt so nicht. man kann nur die Werte der Festplatte nicht mehr auslesen, wenn es keine von Synology ist. Ich hänge dafür die Platten einfach an den PC und nutze ein Open Source Tool dafür. Problem gelöst.
„Wer jedoch die Software DSM (DiskStation Manager) auf eigener Hardware betreiben möchte, stößt schnell an Grenzen“ – richtig, vor allem an die Lizenz-rechtliche… aber das juckt hier ja nicht, das Wort „Lizenz“ taucht im ganzen Beitrag nicht auf.
Deine Lizenz-Moralapostelnummer kannst du dir sparen – hier geht’s um technische Möglichkeiten und nicht darum, ob Synology meint sowas in seiner EULA untersagen zu müssen. Am Ende steht Synology ja frei gegen das Projekt vorzugehen – was bisher aber auch nicht passiert.
Mit dem Betiff „Moralapostelnummer“ versuchst du, das ganze zu relativieren.
Tatsache ist jedoch, dass das DSM, also das Verwaltungssystem, laut Lizenz nur auf Synology-Hardware betrieben werden darf.
Das Subsystem steht unter der GPL und wird von Synology auf Github veröffentlicht.
Moral wäre eher, sich an die Lizenzbedingungen zu halten, anstatt geistiges Eigentum zu stehlen.
Gegen XPenology ist Synology übrigens in der Vergangenheit öfers vorgegangen – bis sich das Projekt dann hinter einem Domainowner-Versteckdienst und auf Server in Russland ausgewichen ist. Solche Schritte zeigen natürlich deutlich „ist alles erlaubt“.
Ich teste aktuell ZimaOS und bin begeistert, CasaOS in gut. Super einfache Einrichtung und Bedienung, allerdings auf Kosten der Möglichkeiten, wer an jeder Stellschraube drehen will/muss, sollte was anderes wählen.
Und für die immer-Meckerer Fraktion gibt es auch was, es kommt aus China, also wird von 100 Pandas unter der Fuchtel von Xi Jinping programmiert
ZimaOS ist eine echt gute und einfache Alternative zu DSM. Leider muss ich dazu sagen, dass ich mir wünschen würde, damit ZimaOS den OpenSource weg einschlägt damit man den Code auf Schwachstellen oder auch die von der chinesischen Regierung gewünschte Hintertür abschalten kann.