Funkstörungen im Fokus: Ein Blick hinter die Kulissen des Prüf- und Messdienstes der Bundesnetzagentur

Vor einiger Zeit war ich selbst mit einer hartnäckigen Funkstörung konfrontiert. Immer wieder brach mein WLAN zusammen – trotz moderner Hardware und intensiver eigener Tests. Das Problem ließ sich nicht eindeutig eingrenzen, also wandte ich mich an die Bundesnetzagentur (BNetzA). Dort laufen alle Störungsmeldungen zusammen, egal ob sie aus dem privaten Umfeld kommen oder von kritischen Infrastrukturen wie Feuerwehr, Polizei oder Flugfunk.

Das Messfahrzeug des Prüf- und Messdienstes vor dem Standort Leipzig: Mit Antennenmast und mobiler Messtechnik können Störungen vor Ort zuverlässig erfasst werden. Foto: Deskmodder / Björn Wagener

Da ich bereits in früheren Artikeln über Ursachen und erste Lösungsansätze geschrieben habe, wollte ich diesmal genauer verstehen, wie die Behörde arbeitet. Am Standort Leipzig erhielt ich die Gelegenheit, den Prüf- und Messdienst (PMD) zu besuchen, einen Blick in das Messfahrzeug und den Messraum zu werfen und mit den Fachleuten über typische Störquellen zu sprechen.

Technik gegen unsichtbare Störquellen

Schon von außen ist das Einsatzfahrzeug des PMD unübersehbar: ein weißer Mercedes-Sprinter mit ausfahrbarem Antennenmast. An Bord steckt modernste Messtechnik – Spektrumanalysatoren, Steuerpulte und Bildschirme –, die es erlaubt, selbst schwache Signale zuverlässig zu orten. Das Fahrzeug dient den Teams als mobile Messeinheit, wenn sie Funkstörungen vor Ort untersuchen. Ergänzend gibt es am Leipziger Standort eine stationäre Messstelle. Hier werden Messungen und Beobachtungen des Frequenzspektrums mit stationären und fernbedienbaren Messeinrichtungen durchgeführt.

Das stationäre Messraumlabor am Standort Leipzig. Foto: Deskmodder / Björn Wagener

Von der Störungsmeldung bis zum Einsatz

Eine Störung kann jederzeit rund um die Uhr gemeldet werden – online oder per E-Mail. Telefonisch ist die Funkstörungsannahme der Bundesnetzagentur unter der Telefonnummer 0228 14 15 16 zu den üblichen Geschäftszeiten erreichbar. Für Funkdienste mit Sicherheitsfunktionen stellt die Bundesnetzagentur zusätzlich eine dauerhafte telefonische Erreichbarkeit sicher. Nach Eingang prüft die BNetzA, ob ein Vor-Ort-Einsatz notwendig ist. Wird ein Team entsendet, stimmen die Mitarbeiter den Termin ab, rücken mit dem Messfahrzeug aus und führen gezielte Messungen durch.

Blick ins Innere des Messfahrzeugs: Hochsensible Messtechnik erlaubt es den Teams, selbst schwache Störsignale zu orten und zu analysieren. Foto: Deskmodder / Björn Wagener

Ergibt sich dabei, dass ein Gerät die Ursache ist, können die Fachleute es im Ernstfall auch außer Betrieb setzen. Für die Betroffenen bleibt das Verfahren in aller Regel kostenlos. Nur wenn ein Verursacher sich weigert, eine festgestellte Störung zu beseitigen, können Kosten entstehen.

Typische Störquellen: vom Radio bis zum Mobilfunkverstärker

Im Gespräch zeigte sich schnell, wie breit das Spektrum an Ursachen ist. Ein kaputter Radiowecker kann ebenso stören wie ein defektes WLAN-Modul in einer Fritz!Box 7590. Auch nicht zugelassene Mobilfunkverstärker oder kleine elektronische Bauteile reichen aus, um den Mobilfunkempfang oder den BOS-Digitalfunk erheblich zu beeinträchtigen. Besonders gefährlich wird es, wenn dadurch sicherheitskritische Kommunikation behindert wird.

Smart-Home und IoT: bisher kein Schwerpunkt

Angesichts der wachsenden Zahl vernetzter Geräte liegt der Verdacht nahe, dass gerade Smart-Home-Technik neue Probleme verursacht. Doch die Fachleute widersprechen: „Dazu gibt es keine Erkenntnisse, dass diese Geräte besonders hervorstechen würden.“ Bislang zeigt sich der IoT-Bereich damit erstaunlich unauffällig.

Zusammenarbeit mit Netzbetreibern und Herstellern

Nicht jede Störung lässt sich sofort beseitigen. Wenn systematische Probleme auftreten, sucht die Bundesnetzagentur den direkten Austausch mit Netzbetreibern und Herstellern. Das betrifft zum Beispiel defekte LTE-Endgeräte oder fehlerhafte Funkmodule, die großflächige Störungen verursachen können. Damit Auffälligkeiten überprüft werden können, betreibt die Behörde im brandenburgischen Kolberg/Heidesee (Landkreis Dahme-Spreewald) ein eigenes akkreditiertes Messlabor. Dort untersuchen Spezialisten verdächtige Geräte und nehmen zusätzlich Stichproben vom Markt. Grundlage bilden die Vorschriften zur elektromagnetischen Verträglichkeit sowie das Funkanlagengesetz. Beide legen Grenzwerte fest, die Geräte einhalten müssen. In der Praxis bedeutet das: Nur Produkte, die diese Vorgaben erfüllen, dürfen in den Handel. Damit bleibt nicht nur der Funk störungsfrei, sondern auch die Bevölkerung vor zu hoher Strahlenbelastung geschützt.

Eigenständige Kontrollen

Die Mitarbeiter des PMD verlassen sich nicht allein auf Meldungen, sondern gehen auch selbst auf Kontrolltour.  Dabei werden Funksendeanlagen z. B. auf Wohn- und Bürogebäuden auf Einhaltung der Auflagen der Standortbescheinigung geprüft. Ziel solcher Prüfungen ist es, mögliche Grenzwertüberschreitungen frühzeitig zu erkennen. Für die Bürger bedeutet das gleich zweierlei: Zum einen bleibt der Funkverkehr stabil, zum anderen sinkt das Risiko einer unnötigen Belastung durch elektromagnetische Felder im Alltag.

Weitere Aufgaben am Standort Leipzig

Neben den Einsätzen übernimmt der Leipziger Standort auch regulatorische Aufgaben. Dazu gehört die Zuteilung von Frequenzen, die den geordneten Funkbetrieb erst möglich macht. Ebenso kontrollieren die Fachleute regelmäßig Rundfunkanlagenbetreiber, deren Frequenzen dicht am VHF-Bereich der Deutschen Flugsicherung (DFS) liegen. Diese Prüfungen sind notwendig, um Störungen im Flugfunk zuverlässig auszuschließen – ein Bereich, in dem absolute Zuverlässigkeit unverzichtbar ist.

Ausbildung für eine Spezialaufgabe

Früher kamen viele Mitarbeiter aus dem klassischen Funkwesen. Heute bildet die Bundesnetzagentur selbst aus, etwa Elektroniker für Geräte und Systeme. Bundesweit sind rund 350 Fachkräfte für den PMD tätig, die so den Fortbestand des Dienstes sichern. Sie sorgen dafür, dass Funkdienste zuverlässig arbeiten – vom privaten WLAN bis hin zum internationalen Flugverkehr.

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4 Kommentare zu “Funkstörungen im Fokus: Ein Blick hinter die Kulissen des Prüf- und Messdienstes der Bundesnetzagentur

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