Ratgeber Internet: Wie anonym ist anonym genug? Teil 2

In Teil 1 des Ratgebers ging es darum, die Verbindung ins Internet unter Windows zu anonymisieren. Jetzt geht es einen Schritt weiter – mit der Einrichtung des Browsers.

Aber welchen Browser denn überhaupt? Es gibt weitaus mehr als die fünf “großen” Browser: Internet Explorer, Edge, Firefox, Opera und Chrome. Zahlreiche Derivate gibt es im Netz zu entdecken. Safari für Windows wird nicht mehr weiterentwickelt und ist daher nicht zu empfehlen.

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2. Die Wahl der Browsers

Jetzt sind also im Idealfall alle Zugriffe des Rechners auf das Internet verschleiert. Als nächstes wäre es sinnvoll, seinen Browser so einzurichten, dass Webseiten möglichst wenig von den Surfgewohnheiten aufzeichnen können. Man liest oft im Netz, dass das Deaktivieren von Plugins, wie Flash, Java&co die Sicherheit steigert, sowie die Datensammelei erschwert. Das ist auch richtig, in Bezug auf die Sicherheit, doch wird man dadurch wirklich anonymer im Netz? Ich glaube nicht, schließlich gibt es noch zahlreiche andere Fingerprinting Möglichkeiten (alle Daten, die sich über das Betriebssystem und den Browser ermitteln lassen), die kein Flash benötigen. Zusätzlich ist man leicht als derjenige zu identifizieren, der ja alles blockiert/abgeschaltet hat. Damit spiele ich auf den Test der Seite panopticlick.eff.org an.

Wir halten also fest: Anonymer ist man, wenn man eine gängige Browser Konfiguration nutzt. Und ich behaupte, noch besser ist es, wenn diese regelmäßig wechselt.

Eine wahre Vielzahl an Techniken ermöglicht es nämlich, den Webseiten-Betreibern seine Besucher immer wieder zu identifizieren: HTTP Cookies, Flash LSOs, ETags, HTML5 AppCache, Canvas Fingerprinting etc.
Die Grundlage ist meistens der Cache, den der Browser dauerhaft auf der Festplatte und temporär im Arbeitsspeicher anlegt. Man muss sich langsam auch Gedanken machen, wie weit man den Surfkomfort freiwillig einschränken will. Das Deaktivieren in diesem Fall führt zu einem langsameren Seitenaufbau.
Selbst dann kann eine Webseite noch Informationen abgreifen: Anzahl installierter Schriftarten, Displayauflösung, Art des Browsers, Betriebssystem, Zeitzone…
Lange Rede kurzer Sinn: Das Abschalten von Informationen ist nicht so effektiv, wie das Verbreiten von unwahren Informationen.

Also regelmäßig wechselnde, unwahre Browser-/Betriebssystemidentitäten? Wie und mit welchem Browser? 

Ich habe alle bekannten Browser unter Windows auf die Möglichkeiten zum Vortäuschen anderer Identitäten getestet. Unverändert eignet sich der Mozilla Firefox dank seiner Flexibilität am besten dafür.

Nach einigem Herumprobieren (und einem sehr viel späteren Entdecken eines Add-ons, welches mir Arbeit erspart hätte) empfand ich die Kombination aus folgenden Add-ons am zielführendsten:

 

1. uBlock Origin

Ein, laut Entwickler, prozessorfreundlicher Blocker und wohl die größte Konkurrenz von “Adblock Plus”. Nicht nur Werbung (der Hauptgrund für die ganzen Fingerprinting-Mechanismen), sondern auf Wunsch auch bekannte, schädliche Domains und Tracking-Server werden blockiert. Im Gegensatz zu “Adblock Plus”, wird hier niemand bevorzugt behandelt.

 

2. Random Agent Spoofer

Dieses Add-on ist meiner Meinung nach schlicht genial (und habe ich erst spät entdeckt). Alle wichtigen Einstellungen unter einer Haube und dann noch mittels Script Injection das Vortäuschen von unwahren Informationen. Auf der Mozilla Add-on Seite gibt es nur eine abgespeckte Variante des “Random Agent Spoofer”. Daher empfehle ich die Verlinkung nach github.com zu nutzen, wo der Entwickler sein Add-on in vollem Funktionsumfang zum Download anbietet.

 

3. Die notwendigen Einstellungen

Wie eben erwähnt, ist das Erreichen einer scheinbaren Anonymität dank des “Random Agent Spoofer” deutlich erleichtert, da er sehr viele grundlegende Einstellungen, die man sonst mühsam unter about:config eintragen müsste, unter einer Oberfläche vereint. Nachfolgend zeige ich euch meine Konfiguration als Beispiel, welche ich nach einigen Tests für gut befunden habe.

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Nach Add-on Installation findet man die Konfigurations- oberfläche oben rechts.

 

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“DNT” ist zwar nett gemeint, aber da es freiwillig für die Webseiten-Betreiber ist, ist es letztlich nur eine zusätzliche Information, die man in das Netz sendet.

 

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Hinweis: Für Flash-Inhalte, wie Videos, muss “Disable canvas support” deaktiviert werden.

 

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Hier sind wir spätestens an dem Punkt, wo man sich entscheiden muss, auf wie viel Surfkomfort man verzichten kann.
4. Das Resultat

Dank immer weiter verbreitetem HTML5 Standard und dem im Firefox integrierten Flash-Player (shumway) werden auch weniger Informationen über das tatsächlich betriebene System abgegriffen als bei dem Adobe Flash-Player. Ist man dem Artikel bis hier hin gefolgt, kann man mal den Test wagen. Hier ein Einblick in das Resultat von ip-check.info (bitte nicht von den farblichen Hervorhebungen und dessen Bewertungen aus der Ruhe bringen):

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Es gibt viele unterschiedliche Test-Webseiten in Hinblick auf das Fingerprinting und hier habt ihr eine kleine Auswahl:

DNS Leak Tests
  1. grc.com
  2. dns-oarc.net
  3. dnsleaktest.com

 

Fingerprinting Tests
  1. browserleaks.com
  2. ip-check.info
  3. meineip.cc
  4. whoer.net
  5. dein-ip-check.de
  6. ip.cc
  7. anonym-surfen.com
  8. browserspy.dk

 

Abschließend möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit erhebe und Deskmodder.de nicht für die Inhalte auf fremden Seiten verantwortlich ist. Nun verfügt man über eine sich ständig wechselnde Browser-/Betriebssystemidentität. Ich hoffe, ich konnte einigen Leuten mit diesem Beitrag helfen und freue mich über eure Erfahrungen und/oder Fragen in den Kommentaren.

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5 Kommentare zu “Ratgeber Internet: Wie anonym ist anonym genug? Teil 2

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